Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Allgemeines. Boga. (51)

Die Braſſen verbreiten ſih faſt über alle Meere, und manche Arten treten hier oder da in ſehr großer Anzahl auf. Sie nähren ſi< von Muſchel- und Kruſtentieren oder Meerpflanzen ; einige ſtellen wohl auh kleinen Fiſhen na<h. Das Fleiſh mehrerer Arten wird hochgeſchäßt, das anderer gering geachtet. Die im Mittelmeere lebenden Arten waren größtenteils ſhon den Alten bekannt; ihre Lebensgeſchihte aber wurde mit allerlei ſonderbaren Fabeln ausgeſhmüdt. „Sie bewohnen“, ſchildert Dppian, „mit Tang bede>te Felſen und ſind träge, kämpfen aber doh während der Laichzeit heftig miteinander, die Milchner um die Rogener, und treiben ſi<h ſo gewaltſam gegen die Klippen und in die Reuſen der Fiſcher. Jhre Liebe nimmt ſie au< ſo in Anſpruch, daß ſie ſi<h von den Tauchern mit Händen fangen laſſen. Zum Laichen ziehen ſie zweimal an die Küſte, im Frühlinge und im Herbſte; außerdem halten ſie ſi< in größerer Tiefe auf, meiſt im Gefolge der Meerbarben, weil ſie das verzehren, was jene beim Wühlen im Schlamme gelo>ert und übriggelaſſen haben. Eine ganz beſondere Liebe hegen ſie auh zu den Ziegen, kommen, wenn ſie dieſe me>ern oder die Hirten ſingen hören, truppweiſe herbei, ſpringen luſtig an den Strand, ſchmeicheln und le>en das Vieh und jammern, wenn die Ziegen zum Stalle getrieben werden. Deshalb hüllen ſi< die Hirten in Ziegenfelle und machen am Ufer allerlei Säbe, um die bethörten zu fangen.“ Vergeblih bemüht man ſih, zu ergründen, ob zu irgend einer dieſer Geſchichten ein Grund vorliegt, da die neueren Beobachter nihts Ähnliches mitzuteilen wiſſen.

Echte Pflanzenfreſſer ſind die Blöker (Box), langgeſtre>te, kleinmündige und großäugige Braſſen, deren wichtigſtes Merkmal im Gebiſſe liegt, das nur aus einer Reihe platter, geterbter, ſhneidender Zähne beſteht. Mit dieſem zum Abweiden von Seepflanzen geeigneten Gebiſſe ſtehen der lange Darmſchlauch und der kleine Magen mit wenigen Anhängſeln

im Einklange.

Die Boga der Provençalen oder der Blöker (Box vulgaris, Boops canariensis, Sparus boops) erreiht etwa 40 cm an Länge und iſ auf grünlichgelbem, unten ſilberglänzendem Grunde mit 3 oder 4 goldig ſhimmernden Längsſtreifen, au<h regelmäßig mit einem ſ{<warzbraunen Fle>en unter der Achſel der Bruſtfloſſe gezeihnet. Rücken-, Bauch- und Afterfloſſe ſehen gelb, Bruſt- und Schwanzfloſſe grünlich aus; lettere ſind jedoch gewöhnli< gelblih geſäumt. Jn der Nückenfloſſe zählt man 14 und 15, in der Bruſtfloſſe 18, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 3 und 16, in der Schwanzfloſſe 15 Strahlen.

Der Blöker gehört zu den gemeinſten Fiſchen des Mittelmeeres, kommt aber auh in der Nähe Madeiras in großer Menge vor, bevölkert ebenſo die Weſtküſte Portugals und die nordweſtliche Spaniens, von hier aus zuweilen, jedoch ſelten, ſi< bis Großbritannien verirrend. An den franzöſiſchen Küſten erſcheint er zweimal im Jahre, um zu laichen, und bietet dann den Fiſchern Gelegenheit zu ergiebigem Fange, obgleih das Fleiſh nicht beſonders geſchäßt wird. Die Schönheit des Fiſches mag die Urſache ſein, daß die franzöſiſchen Fiſcher ihre Boote mit ſilbernen Nachbildungen von Blökern zu verzieren pflegen. Nach Angabe der Forſcher findet man nur Pflanzenreſte in dem Magen dieſes Fiſches.

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Bei den verwandten Geißbraſſen (Zargus) ſind die vorn in einfacher Reihe ſtehenden Schneidezähne breit, die in mehrfachen Reihen angeordneten, an den Seiten der Kiefer ſtehenden, ungleih großen Mahlzähne dagegen kugelig. Die Beſchuppung verhält ſih im weſentlichen wie bei den Goldbraſſen; die Rückenfloſſe wird dur<h 10—18, die Afterfloſſe dur 3 Strahlen geſtüßt; die Zahl der Kiemenſtrahlen beträgt 5.