Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Ringelbraſſe. Goldbraſſe. DU

Abbildung S. 56), ein Fiſh von 30—40, ausnahmsweiſe auh 60 em Länge und 4—s kg Gewicht, prachtvoller Färbung und zierlicher Zeihnung. Ein ins Grünliche ſ{himmerndes Silbergrau, das auf dem Rücken dunkelt und auf der Bauchſeite ins Silberglänzende übergeht, bildet die Grundfärbung; ein länglicher, runder, ſenkrecht ſtehender Goldfle>Œen hmüdt den Kiemende>el, eine goldgelbe Binde die Stirngegend zwiſchen den Augen; 18—20 Längsbänder von gleiher Färbung zieren die Seiten; die Rüenfloſſe iſt bläulich, oben, in der Nähe der Stachelſpizen, braun längsgeſtreift, die Afterfloſſe bläulih, die Shwanzfloſſe \{<warz; Bruſt- und Bauchfloſſen ſehen veilhenfarben aus. Fn der Rückenfloſſe zählt man 11 ſtahlige und 13 weiche, in jeder Bruſtfloſſe 20, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 3 und 11, in der Schwanzfloſſe 17 Strahlen.

An allen Küſten des Mittelmeeres und an der afrikaniſhen Küſte des Atlantiſchen Meeres von Gibraltar bis zum Kap der guten Hoffnung gehört die Goldbraſſe zu den gewöhnlichen Erſcheinungen; weiter nah Norden hin zeigt ſie ſih ſeltener, obwohl mehrere Fälle bekannt ſind, daß ſie in England vorgekommen iſ. Nach Rondelet verläßt ſie die Küſte niht, drängt ih im Gegenteile oft in die mit ihr zuſammenhängenden Salzſümpfe ein und mäſtet ſi hier in kurzer Zeit. Duhamel erzählt, daß ſie den Sand an ſeichten Stellen mit dem Schwanze aufrege, um die in ihm verborgenen Muſcheln auszugraben. Nach ſolchen iſ ſie außerordentlih begierig und verurſacht beim Zerbrehen der Schalen ein den Fiſchern bemerkliches Geräuſch. Gefangene, die ih einige Jahre pflegte, haben mir die Richtigkeit vorſtehender Angabe tagtäglich bewieſen. Sie fraßen zwar au<h Würmer und andere wirbelloſe Tiere, mit unverkennbarer Vorliebe jedo<h Muſcheln, namentlich Miesmuſcheln. Geſchit leſen ſie ſolche und andere Muſcheln vom Grunde auf, niht minder geſchi>t pflü>en ſie die, die ſih feſtgeſponnen haben, vom Felſen ab; unter kauenden Bewegungen bringen ſie ſodann die mit dem Mundrande gefaßte Beute in den Rachen, legen ſie hier zurecht, zertrümmern ihr Gehäuſe mit einem einzigen Biſſe, ſcheiden raſh die Schalenſtü>chen aus, verſhlu>en das Weichtier und wenden ſi< nunmehr der Fundſtelle zu, um mit einer zweiten, dritten, zehnten Muſchel zu verfahren wie mit der erſten.

Strenge Kälte wird der Goldbraſſe verderblich; ſie zieht ſi< deshalb gegen den Winter hin in die Tiefe zurü> und meidet alle ſeihten Stellen ängſtlich, ſoll auh, wenn ſie hier von frühzeitig eintretendem Froſtwetter überraſcht wird, der Kälte ſtets erliegen.

An den franzöſiſchen Küſten ſtellt man ihr während des ganzen Fahres nah, und zwar mit Nezen oder mit Angeln, die mit Muſcheln oder in deren Ermangelung mit Krebſen und Thunfiſchſtücken geködert werden. Das Fleiſch iſt zwar etwas tro>en, aber bei jeder Art der Behandlung höchſt wohlſhme>end und wird deshalb außerordentlich geſhäßt. Die Stücke, die in kleinen, landumſchloſſenen Meeresteilen oder in Seen, die mit dem Meere in Verbindung ſtehen, gefangen werden, gelten für vorzüglicher als alle übrigen, mit Ausnahme der im Atlantiſchen Meere erbeuteten:

„Lob und Preis fürwahr verdienet nicht jeglicher Goldſtrih,

Sondern der Muſcheln nur frißt aus dem Lucriniſhen See“', ſingt ſhon Martial. Bei Venedig zieht man, laut Martens, Goldbraſſen mit Sorgfalt in tiefen Teichen, wie dies ſhon zur Römerzeit üblich war.

Auf Malta ſollen die Goldſchmiede die Mitte der größten Zähne mit Scheidewaſſer \<warxz beizen, die Zähne dann in Ringe faſſen und ſie unter dem Namen Schlangenzähne an leihtgläubige Leute verkaufen, die unverſtändig genug ſind, ihnen Wunderkräſte zuzuſchreiben oder doh zuzutrauen.