Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

58 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; fünfte und ſe<ſte Familie: S<hneidkiefer und Derbſtrahler.

Durch die hechelförmigen Vorderzähne und die in zwei oder mehreren Reihen ſtehenden kleinen Hinterzähne unterſcheiden ſich die Rotbraſſen (Pagellus) von den erwähnten Verwandten.

Der Pagel (Pagellus erythrinus, rostratus und canariensis, Sparus erythrinus und pagellus, Pagrus erythrinus und vulgaris), die befannteſte Art der Gattung, lebt im Mittelländiſchen Meere, erreiht eine Länge von etwa 50 cm und iſt auf dem Nücken ſ{<ön karminrot, an den Seiten, dem Bauche und den Floſſen roſenrot. Die Nückenfloſſe hat 12 und 10, jede Bruſtfloſſe 15, die Bauchfloſſe 1 und 5, die Afterfloſſe 3 und 8, die Shwanzfloſſe 17 Strahlen.

Von ihm weiht der Scharfzähner (Pagellus centrodontus, Sparus centrodontus, pagrus, auratus und orphus) ab dur< ſtumpfere Shnauze und weniger, auh feinere Zähne in den Kinnladen ſowie durh die verſchiedene Färbung. Der Rütten iſt graubraun, ins Nötliche ziehend, der Kopf dunkelbraun, die Seite ſilbergrau, im Anfange der Seitenlinie dur< einen oder mehrere ſ{<warzbraune Fle>en gezeichnet. An dieſen Fle>en erkennt man die Art auh dann, wenn die Grundfärbung, wie es zuweilen vorkommt, ein ſilberglänzendes Roſenrot iſt. Rü>en- und Afterfloſſe ſehen bräunlich, Bruſt und Schwanzfloſſe rötlih, die Bauchfloſſen hellgrau aus. Jn der Rü>enfloſſe ſtehen 12 harte und 13 weiche, in der Bruſtfloſſe 17, in der Bauthfloſſe 1 harter und 5 weiche, in der Afterfloſſe 3 harte und 12 weiche, in der Schwanzfloſſe 17 Strahlen.

Der Scharfzähner, ein im Mittelländiſchen Meere ſehr gemeiner Fiſh, kommt vegelmäßig auch an den weſt: und nordfranzöſiſchen, holländiſchen, britiſhen, deutſchen und jütländiſchen Küſten vor. Möglich, daß die erſten hier vom Süden her eingewandert ſind: gegenwärtig aber haben ſie ſih vollkommen eingebürgert. „An der Weſtküſte Englands“, ſagt Couch, „bemerkt man dieſe Seebraſſe während des ganzen Jahres, am häufigſten allerdings im Sommer und Herbſte, da ſie bei Eintritt kalter Witterung ſi< zurücßzieht. Der Laich wird zu Anfang des Winters in tiefem Waſſer abgelegt; im Januar findet man ausgeſclüpfte, etwa 2 cm lange Junge, Chads genannt, in dem Magen größerer Fiſche, die 2 Seemeilen von der Küſte gefangen wurden. Jm Laufe des Sommers erſcheinen ſie, nachdem ſie eine Länge von 10—12 em erlangt haben, in unſhäßbarer Menge an der Küſte, auh inmitten der Häfen, zur Freude aller Angler, weil ſie begierig nah jedwedem Köder ſchnappen. Fhre Nahrung beſchränkt ſih übrigens keine8wegs auf tieriſche Stoffe, denn ſie verſhlingen auh grünes Seegras, das ſie mit ihrem eigentümlichen Gebiſſe leiht abreißen können. Jm allgemeinen möchte man den Scharfzähner für einen einſamen Fiſh halten; die Fiſcher aber berichten, daß man zuweilen namhafte Mengen zuſammen ſche, die ſih nahe der Oberfläche des Waſſers langſam bewegen, als ob ſie eine wihtige Sendung zu erfüllen hätten. Solchen Zügen begegnet man namentlich über felſigem Grunde in tiefem Waſſer.“

Für die Tafel wird der Scharfzähner nicht beſonders geſhäßt und ebenſowenig eingeſalzen. Couch erwähnt, daß zuweilen 50 kg für 21/2 Schilling verkauft wurden. Nach Yarrell beruht übrigens die ungünſtige Meinung hinſichtlich der Güte des Fleiſches hauptſählih auf verkehrter Zubereitung. Wenn man den Fiſh dur<h den Mund ausnimmt, ſonſt aber unzerſtü>elt ſiedet und ſo auf den Tiſch bringt, findet man, daß die leiht entſhuppten Muskeln einen ſehr angenehmen Geſchma> haben.