Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

64 Erſte Ordnung: Stachelflo ſſen; ſiebente Familie: Drachenköpfe.

einmal zu den ſchnellen Shwimmern, verſte> ſi< vielmehr, nah Klunzingers Beobachtungen, gern in den Klüften der Riffe und wählt daher den Klippenhang und die Korallenbrunnen zu ſeinen liebſten Aufenthaltsorten. S<hwimmend, die langen, ausgebreiteten, bunten Floſſen langſam bewegend, gewährt er einen wundervollen Anbli€, Der Stich ſeiner Floſſenſtrahlen wird ſehr gefürchtet. Dieſe, zumal die feinen Spitzen der Nü>enſtacheln, brechen leiht ab und bleiben daher oft in der Wunde ſte>en. Das Fleiſch des ungewöhnlich geſtalteten und gefürchteten Tieres wird von den arabiſchen Fiſchern niht gegeſſen, ſoll aber gut ſein.

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Vom Roten Meere an bis zur Südſee iſt ein Drachenkopf, der Zauberfiſ< oder Laff (Synaneeia yerrucosa), verbreitet, dem die arabiſchen Fiſher ähnliche Eigenſchaften zuſprechen, wie ſie die Viper beſißt. Dieſer Fiſh“, ſagt Günther, „iſt einer der häßlihſten Fiſche. Bedeckt mit einer ſ{hlaffen, warzigen Haut, welche die Körperteile ſo verhüllt, daß man ſie auf den erſten Bli> kaum unterſcheiden kann, hat er mehr das Anſehen jener na>tkiemigen Mollusken, die mit ihm dieſelben Meere bewohnen. Die fleinen Augen ſind, wie das Maul, nach oben gerichtet, da der Fiſh ſi<h immer auf dem Grunde aufhält und eingegraben in Sand oder S<hlamm auf ſeine Beute lauert. Außer den tiefen Gruben im Schädeldah iſt no< eine unter und hinter dem Auge vorhanden, das willkürlih in die Augenhöhle zurückgedrängt werden oder aus ihr hervortreten kann. Die Rü>enſtacheln ſind ſtark, ſpizig wie eine Nadel, auf jeder Seite mit einer tiefen Grube verſehen und in eine dide, ſ<laffe Haut eingehüllt, die an jeder Stachelſpiße ſi in einige breite Franſen endigt. Die ſehr großen abgerundeten Bruſtfloſſen beſtehen aus meiſt einfachen, di>den Strahlen und dienen dem Fiſche niht bloß als wirklihe Bewegungsorgane auf dem Meeresboden, ſondern auh als eine Art Schaufel, mit welcher er ſi raſh in den Sand eingräbt. Jn der Färbung ändert dieſer Fiſh ungemein ab; oft iſt er ziemlih einfarbig ſ{<mußig bräunlich, oft ſehr lebhaft rötlih; meiſt jedo<h beſtehen ſeine Farben in einem Gemiſch aller Schattierungen von Braun, Rot, Grau, Gelb, Weiß: kurz, der Fiſh hat eine Färbung, die der Örtlichkeit, wo er hauſt, angepaßt iſ, und die ihn kaum von ſeiner Umgebung unterſcheiden läßt.“ Das größte Stück der Art, das Günther ſah, war an 40 em lang.

Die Zauberfiſche ſißen, zwiſchen Steinen und Seegras verſte>t, unbeweglih auf dem Grunde und ahmen die Umgebung ſo getreulih nah, daß der betretende Fiſcher ihrer oft niht eher gewahr wird, als bis er auf ſie getreten iſt und ſie, plöblih auffahrend, ihm mit ihren Stacheln eine äußerſt ſ{<hmerzhafte Wunde beigebracht haben. „Der Stich ihrer Rückenſtacheln“, ſagt Klunzinger, „ſhmerzt mehrere Stunden lang und heftiger als ein Skorpionſtih, wie ih aus eigner Erfahrung weiß. Manche Perſonen ſollen ſhon ohnmächtig dadur< geworden ſein; ja, es kam, wie die Leute erzählen, auh einmal ein Todesfall vox, wenn auh niht unmittelax dur< den Stich, ſo doh dur<h Brandigwerden der wohl ſ{le<t behandelten Wunde. Fedenfalls darf man dieſen Fiſh ebenſogut zu den giftigen Tieren re<hnen wie den Skorpion. Ein mix als wahrheitsliebend bekannter Fiſcher verſichert, deutlich geſehen zu haben, wie beim Vorſtülpen der Stachelſpißen, die in einer Hautfalte liegen, eine milchige oder eiterige Flüſſigkeit aus der jene einhüllenden Haut hervorgequollen ſei. Jh habe troy öfterer Beobahtung ſo etwas niht gefunden; würde ſich aber die Beobachtung des Fiſchers beſtätigen, ſo läge ein offenbarer, den Furchenzähnen der Giftſchlangen zu vergleichender Giftſtachel vor.“

In der That hat Klunzinger rihtig gemutmaßt. Die Giftwerkzeuge des Laffs, die Le Juge unterſuchte und beſchrieb, ſind wirkli die Rütenſtacheln, die auf beiden