Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Saprinen. Raps- Glanzkäfer. 73

warmen Sonnenſchein lebhaft umher, und die Paarung erfolgt. 3—4 Tage nachher, beſonders bei vollkommener Windſtille, ſchiebt das Weibchen ſeine ausdehnbare Hinterleibsſpiße in die Knoſpe und läßt ein länglihrundes, weißes Ei in deren Grunde zurü>. Jn 8—14 Tagen, je nah der wärmeren oder rauheren Witterung, entwi>elt ſi die Larve daraus und ernährt ſi<h von den Blütenteilen im Fnneren der Knoſpe, wenn ſie dieſe noh vorfindet, oder von den bereits entwi>elten und benagt, wenigſtens in vorgerücterem Alter, die jungen Schoten, an welchen ſie bedeutenderen Schaden anrichtet als der Käfer. Jn Zwiſchenräumen von 8 —10 Tagen beſteht ſie nah und nach drei Häutungen, deren lette ihren Puppenzuſtand herbeiführt, und lebt mithin dur<ſ<nittli< einen Monat. Erwachſen iſt ſie höchſtens 4,5 mm lang, ziemlih walzig von Geſtalt, gelblichweiß von Farbe und einer Erdflohlarve ſehr ähnlih. Sie beſteht außer dem braunen oder ſ{<hwärzlihen Kopfe aus 12 Gliedern, mit 6 kurzen Beinen vorn und warzenartigem Nachſchieber hinten. Auf dem Rücken jedes Gliedes, das vollkommen bede>te erſte ausgenommen, bemerkt man je drei Hornfle>chen, von denen die mittelſten als Éleinſte den vorderen Gliedern fehlen, die äußeren länglich eiförmig und unter ſih gleih groz ſind. Der ſhmale Kopf hat jederſeits drei einfahe Augen, viergliederige Fühler und eine hornige Oberlippe. Die kräftigen Kinnbaen kehlen ſih an der Kaufläche aus und endigen in einen ſpitzen Zahn. Es gehört kein geübter Forſcherbli>, ſondern nur Aufmerkſamkeit dazu, dieſe Larven in größerer Geſellſchaft zwiſchen den oberen Blüten der Ölſaaten zu entde>en, ‘und man wird dann begreifen, daß die langen, weit herabreichenden kahlen Spißen in den nachherigen Fruchtſtänden teilweiſe auf ihre Rehnung kommen.

Zur Verpuppung läßt ſih die Larve herunterfallen, geht flah unter die Erde und fertigt ein loſes Geſpinſt, in welhem man bald nachher das weiße, beweglihe Püppchen finden kann, welches hinten in zwei Fleiſhſpißchen ausläuft. Nah 12—16 Tagen, mithin Anfang Juli, kommt der Käfer zum Vorſchein. Jh trug am 3. Funi erwachſene Larven ein und erzielte hon am 27. Juni deren Käfer. Dieſe treiben ſih auf Blüten umher, wie die überwinterten, pflanzen ſih aber im laufenden Fahre nicht fort, ſondern erſt im nächſten.

Für den ſyſtematiſchen Käſerſammler ſchließt ſi< den-vorigen ein Labyrinth von Sippen und Familien an, welche ihm viel Mühe und Sehkraft koſten, wenn er die ähnlichen Arten mit Sicherheit unterſcheiden will, denn es ſind kleine, unſcheinbare, zum Teil au<h mühſam aufzufindende Tierchen. Für das „Tierleben“ mögen einige Arten folgen, welche zu Hauſe eine gewiſſe Rolle ſpielen und einer eifrigen Verfolgung dringend empfohlen werden können. Dieſelben ſind mit ſo und ſo vielen nächſt Verwandten, in der Geſamtheit die Zahl 200 no< niht füllend, zu einer Familie vereinigt worden, welche nach den größten unter ihnen den Namen der Spe>käfer (Dermestidae) erhalten hat.

Ein in ſeinen drei Hauptabſchnitten nicht abgeſeßter, alſo geſchloſſener, im übrigen verſchieden geſtalteter Körper, ein geſenkter, mehr oder weniger einziehbarer Kopf, der unterhalb zur Aufnahme der keulenförmigen, auf der Stirn eingefügten Fühler ausgehöhlt iſt und meiſt ein Punktauge auf dem Scheitel trägt; zapfenförmig aus den Gelenkgruben heraustretende, ſih an den Spißen berührende, mindeſtens ſehr nahe ſtehende Vorderhüften, walzenförmige, faſt immer innen und hinten erweiterte Hinterhüften, dur< deren Erweiterung eine Furche zur Aufnahme der Schenkel entſteht, eine Furche an leßteren für die Schiene, fünfzehige Füße und ein fünfgliederiger Bauch bilden die allen Familiengliedern gemeinſamen Merkmale. Auch im Betragen und in der Lebensweiſe herrſcht unter ihnen große Übereinſtimmung. Einmal beſizen ſie alle in hohem Grade die Gabe der Verſtellung;