Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Lernaeoceridae. Mu ſ<helkrebs<en. 81

in dem großen Bilde, das wir von dem „Kampfe um das Daſein“ und den dabei beteiligten Streitern zu entwerfen unternommen, nicht fehlen. Sie füllen eben einen Plaß aus, der da war, und den ſie ſi erobert haben; nux aus dem Ganzen ſind ſie zu erklären, zu verſtehen, zu würdigen; und noh oft im Verlaufe unſerer Darſtellung werden ähnliche Verhältniſſe uns beſchäftigen müſſen.

Von der. zehnten Ordnung, den Muſchelkrebs<hen (Ostracoda), ſei bloß erwähnt, daß dieſe ſehr alte Sippe aus kleinen Tieren beſteht, welche keinen gegliederten Körper, aber 7 Paar Gliedmaßen haben und von einer hornigen bis kalkigen, oft elegant gerippten und gegitterten zweiklappigen Schale umgeben ſind, welche ſeitlih zuſammengedrüdt, auf dem Nüken durch eine chitinöſe Membran verbunden iſt und unten mit einem Spalt offen ſteht. Die Schalen können dur einen Muskel geſchloſſen werden, und es kann ſih das Tier vollkommen in dieſelben zurückziehen. Die Artenzahl beträgt gegen 550; ſie finden ſih im ſüßen und ſalzigen Waſſer der ganzen Erde, und manche ſcheinen kosmopolitiſch verbreitet zu ſein. Jn die Tiefſee gehen ſie bis gegen 5500 m.

Die Tiere ſind ſtets getrennt geſchle<tlih und zeigen oft einen bedeutenden geſ<hle<tlihen Dimorphismus, indem die Männchen höher entwi>elte Sinnesorgane als die Weibchen und zu Faß- und Halteapparaten umgebildete Gliedmaßen haben. Fhre Geſchlehtsorgane ſind kompliziert gebaut und ihre Samenelemente fallen dur< ihre enorme Größe auf. Bei Cypris oyum iſ ein Spermatozoon ſo lang wie das ganze Tier.

Die Weibchen der meiſten Arten legen ihre Eier an Waſſerpflanzen, andere behalten dieſelben bei ſi< in der Schale, bis die Jungen auskriehen. Die Metamorphoſe iſt eine ziemlich verwi>elte, und die Larve verläßt das Ei als Nauplius. Neben einer geſhle<tlihen Fortpflanzung findet ſih bei Cypris auch eine ungeſchlechtlihe. Die Krebschen ernähren ſi< von animaliſher Koſt, beſonders von verweſenden Tierleichen.

Eſſte Ordnung. Die Kiemenfüßer (Branchiopoda).

Die meiſten zu dieſer aus mehr als 300 Arten beſtehenden Abteilung gehörigen Krebſe beſißen eine ſchildförmige oder muſchelähnlihe Schale, welche, von der Nückenhaut ausgehend, den Körper bis auf die Spißen der Gliedmaßen zu verhüllen pflegt. Abgeſehen aber von dieſer, nicht allen Gattungen zukommenden Dee, ſcheiden ſie ſi<h von den übrigen Krebſen dur ein minder deutliches Zerfallen des Körpers in geſonderte größere Abſchnitte und den mehr oder minder vollſtändigen Mangel eines Bruſtteiles mit ſeinen Gliedmaßen. Die Zahl der Segmente, welche die Abſchnitte zuſammenſezen, iſt ſehr ſ{hwankend und variiert oft bei Arten der nämlichen Gattung. So iſt ſie bei Polyphemus 9, bei Apus productus 33, bei A. cancriformis 39 und bei A. numidicus 46. Es fehlen häufig die Gliedmaßen, wel<he den Hilfstiefern der Zehnfüßer entſprehen würden, und mit ihnen oft auh das zweite Paar der Unterkiefer. Deſto ausgebildeter ſind die Gliedmaßen des hinteren Körperabſchnittes. Sie ſind entweder alle oder nur die vorderen von ihnen blattförmig und zu Kiemen und Floſſen umgewandelt.

Jndem auch bei ihnen das Verhalten zur Außenwelt ſehr einfa<h und einförmig verläuft und durchaus feine Anhaltspunkte zu brillanten Schilderungen gibt, müſſen die zum

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. X. 6