Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Kiemenfuß. SalzkrebS8 chen. 83

„Bis jett habe ih“, {rieb Vogt aus Genf, „in meiner ganzen Sendung noch kein Männcen finden können, während bei Branchipus diaphanns, den ih aus einer Pfüße auf dem etwa 4000 Fuß hohen Reculet des Jura im vorigen Jahre erhielt, und den ih dieſes Jahr aus Eiern im Aquarium zog, Männchen und Weibchen ungefähr in gleicher Anzahl vor: handen waren. Jh zweifle nicht, daß die Artemien noc in verſchloſſenen Geſäßen lebend in München ankamen.“

Wir laſſen uns nun von dem berühmten Münchener Zoologen weiter berichten. „Mit welchem Cifer“, ſagte er, „ih dieſes Anerbieten ergriff, um mir endlich den langerſehnten Genuß zu verſchaffen, die intereſſanten Artemien lebend beobachten zu können, läßt ſih wohl denken. Jh hatte nichts Eiligeres zu thun, als umgehend den Wunſch auszuſprechen, lebende Artemien zu beſißen. Profeſſor Vogt willfahrte mit der größten Zuvorkommenheit meinem Wunſche und ſendete am 23. Auguſt eine Partie dieſer lebenden Phyllopoden nah Berchtesgaden. Die Artemien kamen mit der Poſt in einem dicht verſchloſſenen Glaſe glü>li< lebend an. Auf das äußerſte überraſht und erfreut, zählte ih 70 erwachſene und einige niht ganz ausgewachſene muntere Artemien, zwiſchen welhen noh viele eben ausgeſchlüpfte Embryos ſi<h herumtummelten; nur fünf Leichen lagen am Boden des Glaſes. Noh muß ih bemerken, daß das Glas drei Viertel Seewaſſer und ein Viertel Luft enthielt. Alle erwachſenen Artemien dieſer Sendung waren Weibchen. Es ſcheinen demnach die Salzlaken von Cette ebenſo wie die Salzteiche von Ville Neuve bei Marſeille, von welhen Foly ſein Beobahtung8material entnommen hatte, zu denjenigen Fundorten zu gehören, in welchen die À rtemia gsalina nur dur eingeſ<le<tige Generationen ſich fortpflanzt.“ Von dieſer ausſ{ließli<h weiblihen Generation wurden nun teils Eier produziert, welche jedoh niht abgelegt wurden, da die Tiere vorher ſtarben, teils lebende Junge geboren, und unter den vielen lebend geborenen Artemien ſah von Siebold abermals fein einziges Fndividuum ſich zu einem Männchen heranbilden. Das auffallende Faktum, daß Tiere derſelben Zucht bald eierlegend, bald lebendig gebärend waren, glaubt unſer Forſcher darauf zurückführen zu müſſen, daß bei den leßteren die Eierſchalendrüſen weniger voll: a) Kiemenfuß (Branchipus

ES : EVE È Do RLT 1 LL Tato Mf 2 EE Grubei), Männchen, b) dasſtändig entwi>elt ſind. „Das Eierlegen“/, iſt ſeine Anſicht, „tritt bel feloe Tier, Weibchen, beide

Artemia salina nur dann ein, wenn die Eierſhalendrüſen ſi<h ſo natürlihe Größe; e) Salzvollkommen entwidelt haben, daß ſie die gehörige Menge gerinnbarer E Stoffe abſondern können, denn nur dadur<h werden die Eier der-

ſelben eine feſte, dauerhafte Schale erhalten können. Von einer ſolchen feſten, widerſtandsfähigen Schale umgeben, werden die Eier die Eigenſchaft erlangen, im Schlamme verſte>t, ja ſogar im Schlamme vertro>net, unter der Einwirkung auh der ungünſtigſten äußeren Verhältniſſe auszudauern und no< nah Verlauf von längeren Zeiträumen ihre Entwi>elungsfähigkeit zu bewahren.

„Zſt dagegen die Entwickelung der Eierſchalendrüſen bei einer trächtigen Artemie niht gehörig zu ſtande geëommen, ſo fehlen die Bedingungen einer feſten und dauerhaften Schale. Die Eier ſolcher Artemien erhalten dann nux eine ganz dünne Haut, infolgedeſſen die für die Entwicfelung des Embryos günſtigen Einflüſſe leiht auf den Einhalt von außen einwirten und fo die Embryobildung beſchleunigen werden.“ Die Eier der Phyllopoden ſind nah den Beobachtungen von Semper außerdem ſehr eurytherm, d. h. die Temperatur,