Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

84 Krebſe. Elfte Ordnung: Kiemenfüßer; Familie: Blattfüßer.

bei welcher ſie ſi< entwid>eln können, ſ{hwankt zwiſchen bedeutenden Grenzen (0 Grad bis 30 Grad Celſius). Aber bei 30 Grad erſchien die junge Larve ſhon 24 Stunden nah der Eiablage, bei 16—20 Grad erſt na< mehreren Wochen.

Auch aus den Salinen in der Nähe von Trieſt verſchaffte ſi<h Profeſſor von Siebold Artemien und ihre Eier, woraus er monatelang Brut ausſ<ließli< weiblihen Geſchlechtes zog. Ex konnte daran die Beobachtungen über die Lebensweiſe ergänzen, die wir um ſo lieber mitteilen, als ſie auh auf die übrigen Blattfüßer viel Licht werfen. „Die Hauptpflege“‘, erzählt er, „welche ih von meiner Seite dieſer Artemienbrut angedeihen ließ, beſtand darin, daß ih Sorge trug, in den Wannen die Seewaſſermenge, welche bei der Wärme meines geheizten Arbeitszimmers, des Aufbewahrungsortes jener Wannen, ſtark verdunſtete, durch Hinzugießen von Meerwaſſer zu erſeßen, na<hdem ih den Salzgehalt dieſes Erſatwaſſers mittels deſtillierten Waſſers bis zu einem gewiſſen Grade verdünnt hatte, wobei ih es niemals unterließ, dieſe ſehr verdünnte Salzlöſung vor dem Hinzugießen mehrmals hintereinander in einem Glasgefäß ſtark zu ſ<hütteln, um dieſes Waſſer noh mit etwas atmoſphäriſcher Luft zu imprägnieren.

„Um die Herbeiſchaffung von Futter für meine Artemienkolonien glaubte ih mi niht bekümmern zu dürfen, da ih bemerkt hatte, daß der Verdauungskanal der von mir erzogenen Artemien ſtets mit Schlammbeſtandteilen in ununterbrohenem Zuſammenhang von der Mundhöhle bis zum After angefüllt war. Man ſieht dieſe Salzkrebschen ſehr häufig und andauernd mit dieſer Shlammaufnahme beſchäftigt, wobei ſie diht über dem Grunde des Waſſers, mit dem Nücken ihres Leibes den lo>eren Schlamm berührend, hin und her [{<wimmen und leßteren dur die raſchen, regelmäßigen Bewegungen ihrer nie ruhenden Nuderfüßchen aufwühlen. Der aufgewühlte Schlamm gleitet alsdann dicht am Munde vorbei und wird auf der Mittellinie des Bauches entlang von vorn nah hinten fortgetrieben. Jedenfalls werden auf dieſe Weiſe die Artemien, wie die übrigen Phyllopoden, gewiſſe Beſtandteile des aufgewühlten Schlammes mit ihren Mundorganen nah Willkür feſthalten und verſhlu>en. Sehr häufig bemerkte ih, daß dieſe Tierchen bei dieſem Geſchäft längere Zeit an einex und derſelben Stelle des Grundes verweilten, und daß ſie alsdann ihren ganzen Körper ſenkrecht in die Höhe richteten. Auch in dieſer Stellung, gleichſam auf dem Kopfe ſtehend, ſeßten ſie ununterbrochen die Bewegungen ihrer Ruderſüße fort, dur< welche ſie den aufgewühlten Schlamm ebenfalls an ihren Mundteilen vorbeitrieben und nach und nah eine förmliche Grube aushöhlten, in welche ſie ihr Kopfende immer tiefer einbohrten. Verſchiedene Jndividuen drehten ſich bei dem Umherſchwimmen auf dem ſ{<hlammigen Grunde plößlih um ihre Längsachſe, ſo daß ſie den Boden mit der Bauchfläche berührten. Jn dieſer Lage verweilten die Artemien alsdann längere Zeit auf einer und derſelben Stelle, oder ſie frohen, Furchen dur<h den Schlamm ziehend, langſam weiter. Gewiß wurden bei dieſem Benehmen, welches unter fortwährenden Ruderbewegungen ſtattfand, Futterſtoffe von den Artemien aufgenommen und verſchlu>t.

„Außerdem ſ{hwammen dieſe lebhaften Salzrebschen, wahrſcheinlih wenn ſie ſih geſättigt fühlten, im freien Waſſer ihrer Behälter nah allen Richtungen ziemli<h raſch hin und hex, überſchlugen ſich öfter, wie es ſchien, aus Übermut, ſtießen zuweilen, als wollten ſie ſich ne>en, aneinander und fuhren ſodann blißſ<nell wieder auseinander. Bei dieſem raſtloſen Durhſhwimmen ihrer Waſſerbehälter werden dieſe Tierchen wahrſcheinlich keine Gelegenheit vorübergehen laſſen, die im freien Waſſer flottierenden Futterſtoffe, welche ihnen vor das Maul kommen, feſtzuhalten und zu verſhlu>en; dieſes fortwährende Ver{luden von Slammteilen iſt den Salzkrebschen jedenfalls Bedürfnis, zumal da ihre Verdauungsorgane gewiß nur einen ſehr geringen Teil dieſer als Futter aufgenommenen Stoffe werden aſſimilieren können. -Schon die außerordentlichen Fäcesmengen, welche die Artemien