Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Vielborſter. Kopfvringler. Nückenkiemer. Li

Sehr intereſſante Unterſuhungen machte Eiſig über die Anpaſſungsfähigkeit der Kopfringler an das ſüße Waſſer. Er brachte eine Anzahl von Capitella in Geſellſchaft anderer Borſtenwürmer (Zpio) in Aquarien mit Seewaſſer, dem er nah und na< von Anfang Zanuar bis Ende April Süßwaſſer zuſebte. Die Exemplare von Sp1io ſtarben {on bei einem Gemiſh von 1000 Teilen Süßwaſſer auf 600—700 Seewaſſer, die Kapitelliden ertrugen aber eine Miſchung von 1000 Teilen Süßwaſſer auf 400 Teile Seewaſſer, in dieſer fingen ſie erſt an abzuſterben. Bemerkenswert iſt es, daß die Tiere, wenn ſie aus reinem Seewaſſer in ein ſolches brac>iges Gemenge gebracht wurden, ſofort ſtarben, und daß ſolche, welche ſih an dasſelbe einmal gewöhnt hatten, die unmittelbare Zurückführung in Seewaſſer niht zu ertragen vermochten.

Durch dieſes Experiment wird eine intereſſante Perſpektive auf die Anpaſſung der Meeresanneliden an das ſüße Waſſer eröffnet, bei welcher die Natur, die über eine unendlih lange Zeit verfügt, viel langſamer zu Werke gegangen iſt und mit vielen Generationen anſtatt mit einzelnen Fndividuen arbeiten konnte.

Eine Reihe von Familien ſind als frei lebende Nückenkiemer (Errantia) zu bezeichnen, lauter Seebewohner, deren Kiemen, wenn ſie überhaupt vorhanden, an den Fußſtummeln des Rückens angebracht ſind, und deren Ringe ſehr häufig geringelte Fühlz fäden tragen. Jhrer meiſt freien, umſchweifenden Lebensweiſe entſprechend trägt der Kopflappen , d. h. das den Mund überragende und im allgemeinen einem Segment entſprechende Vorderende, Augen und Taſtwerkzeuge, und ſie pa>en, ſoweit ſie niht Pflanzenfreſſer ſind, ihren Raub mit ſcharfen, hakenförmigen Kiefern und Zähnen, welche bei Ausſtülpung des Rüſſels zu Tage treten. Die meiſten der frei lebenden Nüd>enktiemer glänzen in metalliſchen Farben; ihre Haut ſchil[ert wie ein Atlasfleid, und die Borſten werfen we<ſelndes, farbiges Licht zurü>. Jn welcher Weiſe ſi<h die ſeitlichen und Rücenhänge Der Borſtenhö>ker von Heteronereis Oerstedü (vergr.). Natürl. Größe S. 120. Segmente entfalten, wollen wix an der beigegebenen Abbildung des Seitenteiles eines Segments von Yeteronereis Oerstedi erläutern, welhe wir, glei den folgenden, einem Werke des franzöſiſchen For[chers Quatrefages entlehnen. A iſt der obere, B dex untere Aſt des Fußſtummels; a ein