Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

118 Würmer. Vierte Klaſſe: Ringelwürmer; erſte Unterklaſſe: Borſtenwürmer.

oberer Fühlfaden, f ein unterer, deſſen Fuß von einer blattartigen Schuppe (k) umgeben iſt. Dergleichen Fühlfäden können an allen Ringen vorkommen; b und e ſind die Kiemenblättehen des oberen Aſtes, und durch das untere ſcheint der borſtentragende Höcker (d) durch; e und i ſind Nadelborſten. Das Kiemenblatt des unteren Aſtes iſt &, und hh ein zweiter boxrſtentragender Höcker. Auf der Variation dieſes Themas der Äſte, Fühlfäden, Kiemen und Nadeln beruht größtenteils die Mannigfaltigkeit der Gattungen.

An die Spitze pflegt man die Familie der Seeraupen, Seemäuſe oder Filzwürmer (A phroditea) zu ſtellen, deren Nü>en von großen Schuppen (elytra) bede>t iſt. Jhr Kopf trägt gewöhnlich drei Fühler, einen mittleren, bei unſerer Hermione hystrix ſehr kleinen, und zwei ſeitliche. Alle beſißben 2—4 Augen, die mitunter auf der Spiße fleiner Stiele ſtehen, jedenfalls flein ſind. Bei manchen Gattungen entwi>elt ſih außer den gewöhnlichen, einfachen und zuſammengeſeßten Borſten auh eine Dee langer Haare, die beſonders an den Seiten wie das prachtvollſle Gefieder tropiſcher Vögel iriſiert und auch einen Filz bildet, von dem die Rücenſhuppen gänzlich verhüllt werden. Unter dieſe zuſammenhängende Dee ſtrömt jedo<h durch beſtimmte Öffnungen Waſſer zu den kleinen über dem oberen Fühlfaden der Segmente ſtehenden Kiemen. Unter den Eigentümlichkeiten des inneren Baues der Seeraupen iſt die Verzweigung des Darmkanales hervorzuheben. Unter den mit einem Rücenfilz bede>ten Arten von Aphrodite ift die !/2 Fuß lang werdende Aphrodite aculeata an allen europäiſchen Küſten heimiſ<h. Von jener Gattung iſt Hermione dur<h Mangel des Rüctenfilzes und andere fleine Kennzeichen geſchieden. Eine der gemeinſten Arten des Mittelmeeres iſt Hermione hystrix. Der Leſer darf an der ſeltſamen Vereinigung eines ſhönen Frauennamens mit dem des Stachelſhweines keinen Anſtoß nehmen. Hat man E MPA den Wurm von dem ihm gewöhnli< in reichlicher Fiano Es, TG CRE Menge anhaftenden Schmußte durch öfteres Abſpülen geſäubert, ſo tritt ſein anſprechendes, glänzendes Äußere hervox. Die Dornen der ſchönen Hermione ſind aber ſ{<limmer als diejenigen eines Stachelſhweines, indem ſie, mit Widerhaken verſehen, haften bleiben und ſi< einbohren. Nichtsdeſtoweniger werden alle dieſe Seeraupen von den Raubfiſchen, im Norden beſonders von den Dorſchen und Schellfiſchen, im Mittelmeer von den zahlreichen kleineren Haien gern verſchlungen. Wer die einem guten Stiefelleder gleichende Magenwand eines Haies einmal unter Händen gehabt, begreift, daß er ſi< vor den Stacheln der Seeraupen nicht zu fürhten braucht.

Prachtvolle Formen dieſer Familie ſind beſonders von S<hmarda auf ſeiner Weltreiſe an allen Küſten tropiſcher Meere beobachtet und in einem Prachtwerk in ihrer ganzen Farbenſchönheit dargeſtellt. Doch kann uns kein Maler den Glanz ihres metalliſchen, bei jeder Bewegung wechſelnden Schimmers wiedergeben.

Eine rete Kernfamilie iſ die der Nereïiden (Nereidea), in welcher der räuberiſche Charakter, verbunden mit ununterbrochener Agilität, Geſchwindigkeit und Sicherheit der Bewegungen, den höchſten Ausdru> gefunden hat. Das auf S. 119 abgebildete Kopfende von