Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

140 Würmer. Vierte Klaſſe: Ringelwürmer; zweite Unterklaſſe: Glattwürmer.

Afterende nah oben gekrümmt, glei wie dies in der Regel an toten Egeln zu ſehen iſt. J< ſah keinen während dieſer Periode ſterben; ſämtliche häuteten ſich zu gleicher Zeit; oft erneuertes Waſſer ſchien ihnen dabei niht nachteilig und niht unangenehm zu ſein. Die abgelöſte Haut iſt ein ſehr feines, nah dem Reinigen faſt dur{hſihtig weißes Oberhäutchen, welches bei näherer Betrachtung alle Erhöhungen und Vertiefungen des Egelförpers darſtellt und zuweilen in einzelnen Stücken, zuweilen faſt in der ganzen Ausdehnung des Egels ſih ablöſt. Zu unterſcheiden von der Häutung iſt die ſtändig in Egelbehältern erfolgende Gerinnung des Schleimes, welcher oft in Fäden und Streifen das Tier einhüllt.

„Nach der im Frühjahr erfolgenden Begattung ſucht der Blutegel ein Lager höher als der Waſſerſpiegel in feuchter, lo>erer Erde, worin er mit dem Kopfe bohrend fich Gänge bildet. An den Ufern der Teiche und Sümpfe, in denen viele Egel ſind, findet man oft mehrere Hundert auf dieſe Weiſe beiſammen, einige Zentimeter unter der Oberfläche der Erde liegend. Sie bereiten ſich einige Tage nah der lebten Begattung ſogleich ihr Lager; man kann annehmen, daß ſie von den leßten Wochen des Mai bis Anfang Juli dieſem Geſchäft obliegen. Zu Ende Juni fangen ſie an, ihre Kokons oder Eikapſeln zu formen, die ungefähr die Größe und Geſtalt einer Eichel haben. Der Egel läßt zu dieſem Zwe>e eine ſchleimige, zuſammenhängende, grüne Feuchtigkeit aus ſeinem Munde fahren und zieht ſi bis zur Mündung des Eierganges durch dieſe ringförmige Hülle durch, welche nur ſo lang iſt, wie die Kapſel werden ſoll. Fn dieſelbe werden mit einer grünlichen oder bräunlichen ſ{leimigen Maſſe 10—16 fleine, mit bloßem Auge niht bemerkbare Dotterchen gelaſſen. Zu gleicher Zeit macht er mit dem von der Schale befreiten Maule um jene herum einen weißen, ſpeichelähnliGen Shaum, der gewöhnlih den Umfang eines kleinen Hühnereies einnimmt. Hierauf zieht er ſih rü>wärts in die Kapſel hinein, dreht die verlaſſene Öffnung inwendig förmlih zuſammen und zieht ſih ganz aus dem Kokon heraus, wona<h er wieder das eben verlaſſene Löchelchen von außen zudreht. Ex bleibt hiernah noh einige Tage bei dem Kokon liegen.“ Derſelbe nimmt nachher dur< Eintro>nen des Schaumes zu einem ſhwammigen Überzuge ſeine bleibende Größe an, und 4—6 Wochen nah dem Eierlegen kriechen die Jungen aus. Sie ſind fadenförmig und hell, gleichen aber im weſentlihen den Alten. Jhr Wachstum geſchieht ſehr langfam. Früheſtens im dritten Jahre ſind ſie zum mediziniſchen Gebrauche tauglich; erſt im fünften haben ſie ihre volle Größe erreicht. Sein Leben ſoll der Blutegel auf 20 Jahre bringen.

Da mwirx ſelbſt noch keine Anſtalt für Blutegelzucht geſehen, ha!ten wir uns auch dafür an den Gewährsmann im „Ausland“. Die günſtigſte Art, eine große Menge Blutegel aufzubewahren und ſie gleichzeitig fortzupflanzen, iſt ein natürlicher Teich, dem jedo< folgende Eigenſchaften nicht fehlen dürfen. Er muß einen moderigen, leiten oder thonigen Untergrund haben, weiches, klares und warmes Waſſer führen, welches jedo<h genügenden Zu- und Abfluß hat, und namentlich dürfen in ihm keine Bäume ſtehen, die dem Waſſer einen eignen Geſhma> mitteilen, z. B. Erlen. Jhr Vorhandenſein lieben die Egel auch im freien Zuſtande niht. Ferner dürfen ſolche Teiche keine Raubfiſche und große Fröſche

enthalten, die beide dem Egel nachſtellen, müſſen au< vor Sumpf- und Waſſervögeln, allen Entenarten,, den großen und kleinen Waſſerhühnern, den Land- und Waſſerratten und großen Schne>en und Muſcheln geſüßt ſein. Indeſſen ſind ſolhe Teiche, die man dann, wenn bevölkert, Blutegelteihe nennt, ſehr ſelten, und man muß ſeine Zuflucht zu kfünſtlihen Anlagen, Blutegelkolonien, nehmen, die man nach vielen Erfahrungen am beſten und zwe>mäßigſten in folgender Art herſtellt. Zur Anlage derſelben kann man nur ſolhe Stellen wählen, die einen natürlichen Zufluß von weihem, warmem Waſſer

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