Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

142 Würmer. Vierte Klaſſe: Ringelwürmer; zweite Unterklaſſe: Glattwürmer.

Waſſer wird nur gewechſelt, wenn man Zeichen ſeines Verderbens wahrnimmt, und dann hat man für eine möglichſt gleiche Temperatur des {riſhen Waſſers zu ſorgen. Jm Winter ſoll dieſe Temperatur nur wenige Grade über Null, im Sommer glei der des fließenden Waſſers ſein.

Von der Einrichtung eines Behälters für eine größere Menge wollen wix uns wenigſtens einc Methode erzählen laſſen. Man nimmt ein Faß aus weichem Holze, welches vermittelſt eines ſenkrechten, mit verſchiedenen Löchern durchbohrten Brettes in zwei gleiche Abteilungen geteilt wird. Die eine Abteilung füllt man nun ungefähr 15 em hoh mit einem Gemiſch aus Lehm und Toxferde oder mit Raſen und begießt ſie mit ſo viel Waſſer, daß Dieſe niht nur vollkommen damit durchdrungen ſind, ſondern dasſelbe auch in der leergelaſſenen zweiten Abteilung einige Zentimeter hoh ſteht. An dieſer Seite des Faſſes wird möglichſt unten ein mit einem Korke verſchloſſenes Loch angebracht, aus welchem man von Zeit zu Zeit das Waſſer zieht, um es dur neues zu erſeßen.- Hierauf thut man die Egel, deren ein Faß von mäßiger Größe bis zu 1000 Stü faſſen kann, in dasſelbe und verſchließt es dann mit einem Stück Leinwand.

Die beſte Zeit, um den Egel zum Zwece einer längeren Aufbewahrung zu fangen, iſt der Herbſt, wo die Egel am kräſtigſten und geſündeſten ſind. Ferner fann man au< im Frühling gefangene, wenn auh mit verringerter Sicherheit, dazu benugen. Ganz zu verwerfen ſind indes ſolche, die während des warmen Sommers gefangen ſind, da ſich dieſelben weder für den Transport, noch für eine längere Aufbewahrung eignen. Was nun den Fang der Egel an ſih ſelbſt betrifft, ſo geſchieht derſelbe, indem die Fänger mit bloßen Beinen in das von den Egeln bewohnte Waſſer gehen und dur< Umrühren des Untergrundes und auf andere Weiſe ſie ſoviel wie möglih beunruhigen. Hierdur< fommen die Egel zum Teil an die Oberfläche des Waſſers und können dann leicht mit der Hand oder mit einem ſehr feinmaſchigen Nebe gefangen werden; oder ſie ſeßen ih zum anderen Teil an die na>ten Füße der Fänger, von denen ſie dann mit der nötigen Vorſicht für die Saugorgane abgenommen werden. Diejenigen, welche ſi< ſhon wirtlih angeſogen haben, was aber nicht häufig geſchieht, ſind zu verwerfen. Sind nun eine größere Anzahl Egel gefangen, ſo handelt es ſi< um den Transport derſelben nach jenen Gegenden, in denen ſie teils nicht vorkommen, teils ſchon ausgerottet ſind, wobei die größte Vorſicht beobachtet werden muß.

Nach Deutſchland gelangt der größte Teil der Egel aus Polen, von den Grenzen Nußlands, aus Ungarn und der Türkei. Die als die beſte anertannte Art ihres Transportes beſteht darin, daß man nicht allzu viele Egel in die ſtets angefeuchteten leinenen Sä>chen thut, und dieſe auf Hängematten legt, die auf einem in guten Federn ruhenden und nach allen Seiten verſchließbaren Wagen befeſtigt find. Von den größeren Handlungen in Deutſchland nach nicht zu entfernt liegenden Verbrauchsorten transportierl man ſie, indem ſie zu 1—2 Scho in ein leinenes Sä>chen gethan werden, welches, von feuchtem Mooſe umgeben, in einem mit feinen Löchern dur<hbohrten Kiſtchen liegt.

Die in Europa gebräuchlichen Blutegel werden zwar in zwei Hauptarten, jede mit einigen Unterarten und Varietäten, unterſchieden, den mediziniſchen oder deutſchen Blutegel (Hirudo medicinalis) und den offizinellen oder ungariſchen (H. officinalis), aber abgeſehen davon, daß anatomiſche Kennzeichen ſür die Verſchiedenheit dieſer Arten niht geſunden werden können, gehen auch die Varietäten ihrer Färbung ſo ineinander über, daß die vermeintlihen Spezies und Unterſpezies nur eine einzige wirkliche Art bilden. Die Hirudo medicinalis genannte Varietät hat einen ſhwarz gefle>ten, zuweilen faſt ganz ſhwarzen Bauch, und ihr Vaterland erſtre>t ſich über den größten Teil von Europa. indem ſie in Frankreich, Deutſchland, Dänemark, Sweden, Rußland und England

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