Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

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Mediziniſcher und ungariſcher Blutegel. Pferdeegel. 143

gefunden wurde. Die andere Hauptvarietät, H. officinalis, hat einen olivengrünen, ungefle>ten Bauch und gehört dem ſüdlihen und ſüdöſtlihen Europa an. Fn ungeheuern Mengen lebt dieſer Egel in den ausgedehnten Sümpfen bei Eſſeg in Slawonien

Auch außerhalb Europa leben eine Reihe von Arten von Hirvdo, welche gleichfalls zum mediziniſchen Gebrauche ſih eignen. So findet ſih in Algerien und der ganzen Berberei die H. troctina. Sie werden beſonders im nordweſtlihen Marokko regelmäßig gefangen und über Gibraltar nah England und Südamerika ausgeführt. Fn den franzödſiſchen Beſizungen am Senegal bedient man ſi< der leinen H. mysomelas, die kontraktlih von den Negern an die Spitäler abgeliefert werden. Wiederum in Fndien, in Ponditſcherri, hat man eine dort einheimiſche Art, H. granulosa, zur Verfügung. Sie ſind jedoh etwas toloſſal und beißen ſo ſtark zu, daß man oft Mühe hat, die Blutung zu ſtillen. Auch Nordamerika hat einige cinheimiſche Arten.

Ein gleih ausgedehntes Verbreitungsgebiet hat der Pferdeegel (Haemopis YVorax) mit weniger flahem, an den Rändern niht ſcharf geſägtem Leibe und ſtumpferen Zähnen. Auch kennzeichnet ihn ſeine dunklere, faſt ſ{<warze Farbe; die Längsbinden auf dem Rüden fehlen, die Sei: ten ſind mit einer gelben Linie eingefaßt. Jn Nordafrika werden dieſe Tiere zu einer furchtbaren Plage für Pferde und Rinder, worüber der franzöſiſche Arzt Der mediziniſche Blutegel (Hirudo medicinalis): 1) von oben, 2) von Ts iL der Seite, ſ{hwimmend, 8) der dur< einen Längsſhnitt geöffnete Schlund, Guyon genauere Mitteilungen Gergroßerth A) Eitoton vergroßert gemacht hat. Bei einem Ochſen fanden ſi 27 Stüc im Maule, der Rachenhöhle, im Kehlkopf und in der Luftröhre. Noch 2 Stunden nach dem Tode des Ochſen hafteten ſie an ihm und ſogen eifrig Blut, den Kopf abwechſelnd in eine der zahlreihen Wunden ſenkend, die jeder einzelne Egel gemacht. Wenn es daher auh niht buſtäblich zu nehmen iſt, was das Volk ſagt, daß ſehs dieſer Egel ein Pferd zu töten im ſtande ſeien, ſo können ſie ihm wenigſtens Todesqualen verurſachen. Er wird oft mit einer mit ihm zuſammenlebenden Gattung und Art, Aulacostomum gulo, verwe<ſelt, deren ſhwärzlih grüner Körper ſi< na< vorn ſehr verjüngt, deren Zähne no< ſparſamer und ſtumpfer ſind, und deren Magen nur am Ende ein Paar enge Vlindſäde hat. — Aus dieſer Familie iſt der häufigſte Bewohner unſerer Teiche und vieler fließender, ſchilfbewachſener und mit den Blättern der Teichroſe bede>ter Gewäſſer, Nephelis, ein 5 cm lang werdender Egel mit flahem Körper und undeutliher Ringelung, vier Paar Augen und zahnloſem Schlunde, der ſih neben animaliſher auh von pflanzliher Koſt ernährt. Daß die jüngeren, rötlih dur<hſ<himmernden Exemplare der Nephelis vulgaris \fi< beſonders gut zur Beobachtung des Blutlaufes eignen, wurde oben erwähnt. Bemerkt ſei noc, daß ſi die Blutegel weder freiwillig durch Teilung fortpflanzen, noch daß künſtlich geteilte zu Jndividuen auswachſen, und daß ſie verlorene Teile überhaupt niht wieder zu erſehen ſcheinen. Bedeutungsvoll dürfte es gleihwohl ſein, daß N. Leu>art

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