Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

158 Würmer. Fünfte Klaſſe: Nundwürmer; zweite Ordnung: Fadenwürmer.

naſſe Witterung das Auſſteigen der Älchen am Stengel befördert, fo erklärt es ſih, warum die Kernfäule beſonders in naſſen Fahren ſih ausbreitet.

Von beſonderer Wichtigkeit für die Landwirtſchaft iſt eine den Tylenchen ſi< nahe anſchließende Nematodenform, die Nübennematode (Heterodera Schachtii), welche ein arger Schädling der Zu>errüben iſt und die Urſache der ſogenannten Rübenmüdigkeit wird. Die Lebensgeſchichte dieſes intereſſanten Wurmes iſt in umfaſſender Weiſe von A. Strubell unterſu<ht worden, deſſen Darſtellung wir hier folgen wollen.

Die beiden Geſchlechter des Wurmes ſind auffallend verſchieden an Geſtalt. Die Männchen zeigen völlig den typiſchen Habitus der Fadenwürmer, ſind ſhlank, frei beweglih und 0,8—1,2 mm lang. Die Weibchen hingegen ſind von der Form einer an beiden Polen ausgezogenen Zitrone, dabei iſt aber die Rückenfläche immer ſtärker gewölbt als die Bauchfläche. Die Bewegungsfähigkeit iſt auf ein Minimum beſchränkt, obwohl noh ein gut entwi>elter Muskelapparat vorhanden iſt, der aber nah und nach, in dem Maße wie die Eier reifen, verſchwindet, ebenſo wie au<h der Darm zu Grunde geht, nahdem die Eier in die Leibeshöhle des Weibchens nah Plaßen der Gebärmutter gelangt ſind. Auf dieſer Stufe ſeiner Entwi>elung iſt das Weibchen nichts als eine Kapſel für und eine Hülle um die Eier. Die Larven ſhlüpfen no<h im mütterlihen Körper aus und bleiben als bewegliche kleine Würmchen (0,3—0,4 mm lang) in der Mutterkapſel, ſprengen dicſelbe indeſſen nach einiger Zeit, treten nah außen und wandern in die erſten nahe befindlihen Würzelchen ein, mit Vorliebe in die der Zuckerrübe, aber auh in die zahlreicher anderer frautartiger Pflanzen, von denen Kühn niht weniger als 180 Arten namhaft macht. Die Tierchen haben einen Stachel am Vorderende des Körpers und durhbohren mittels dieſes die Oberhaut der Würzelchen. So gelangen die Larven meiſt in größerer Zahl in das ſaftige Binnenparenhym der Pflanzen, wobei ſie während ihrer Wanderungen die zentralen Leitbündel desſelben zu vermeiden wiſſen. Endlich machen ſie an einer Stelle dicht unter der Epidermis Halt und durchlaufen hier eine Metamorphoſe. Sie verwandeln ſih nach einer Häutung in eine zweite ſeſſile Larvenform ungefähr von Geſtalt einer Flaſche. Der Leib derſelben {hwillt zufolge reichlicher Ernährung an, ſo daß ſich die Wurzelepidermis der Pflanze emporwölbt und der junge Wurm wie in einer Cyſte liegt; wahre Gallenbildung ſeitens der Pflanze findet dabei indeſſen nicht ſtatt.

Bis jetzt ſind an den Larven Geſhle<htsunterſchiede niht wahrnehmbax, bald aber zeigen ſih ſolche. Ein Teil der Fndividuen ſ<willt immer mehr an, während der andere, deſſen Ernährung unterbrochen wird, auf der einmal erreichten Entwi>elungsſtufe ſtehen bleibt. Die erſteren zeigen bald die Zitronenform der Weibchen und drü>ten bei ihrem zunehmenden Leibesumfange auf die Wurzelepidermis, ſo daß dieſe endlih plagt und das Tier mit ſeinem Hinterende frei na< außen ragt, ſpäter auh, wenn es zur Brutkapſel entartet und von durchſcheinend bräunlicher Farbe geworden iſt, völlig abfällt.

Die männlichen Larven, deren Wachstum, wie wir ſahen, unterbrochen war, häuten ſich, indem ſie ſi zunächſt von der ſrüheren Larvenhaut zurücziehen, wieder ſ<mächtig werden und die Geſtalt von Fadenwürmern unter Auftreten verſchiedener Neubildungen in ihrer Organiſation zurü>erlangen. Wenn ſie fertig ausgebildet ſind, durchbohren ſie die alte Larvenhaut und die Epidermis der Wurzel mit ihrem Stachel, wandern nah außen und ſuchen die bewegungsloſen Weibchen an ihren Nuheſtellen zur Begattung auf. Die ganze Entwickelung vom Ei bis zum geſchlehtsreifen Tiere rihtet ſih weſentli<h na< äußeren Umſtänden und wird dur feuchte Wärme beſchleunigt, ſo daß innerhalb eines Fahres dur<ſ<hnittlih 6—7 Wurmgenerationen angenommen werden können.

Dieſe Würmer werden dem Anbau der Zuckerrüben oft ſehr verderblih, ja tönnen denſelben zeitweilig ganz in Frage ſtellen.

SO E 1a