Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

160 Würmer. Fünfte Klaſſe: Rundwürmer; zweite Drdnung: Fadenwürmer.

Die genannte Art iſ einer der häufigſten Shmaroßer des Menſchen und begleitet wenigſtens die kaukaſiſhen und Negerraſſen über die ganze Erde. Gewöhnlich nurx einzeln oder in geringerer Anzahl vorkommend, iſt eine Anſammlung von einigen Hunderten doch nichts Seltenes, und in einzelnen Fällen zählte man über 1000, ja 2000 dieſer unangenehmen

Spulwurm des Menſen (As-

caris lumbricoides). Natürl. Größe.

1) Männgten. 2) Weibchen. 3) Ei, ſtark vergrößert.

Gäſte. Jhr gewöhnlicher Aufenthalt iſt der Dünndarm, von wo ſie mitunter in den Magen eintreten. Kleinere Exemplare (die größten werden 16—18 cm lang) haben ſi< ſogar in die Leber verirct. Die Schilderung der Umſtände, unter welchen ſogar eine Durchbohrung der Darm: und Leibeswandung, ein Eintreten in die Harnblaſe und ſo fort erfolgen fann, erlaſſen wix uns. Die wichtige Frage, wie der Menſch ſich mit dem Spulwurm anſte>en könne, iſt no< niht vollſtändig gelöſt. Die mit dem Tiere ins Freie gelangenden Eier haben eine große Widerſtandskraft gegen alle Unbilden der Witterung und allerlei Arten von Flüſſigkeiten. Sie entwi>eln ſi< ſowohl im Waſſer wie in feuchter Erde und ſcheinen nah der Weiſe des Kaßen-Bandwurmes als ein kleines Weſen von noh nicht einem halben Millimeter Länge in den menſchlichen Darmkanal zu gelangen. Über die Vermutung, daß die jungen Paraſiten, no< von der Eiſchale umſchloſſen, einwanderten, ſpricht ſih Leu>art ſo aus: „Bei der großen Häufigkeit des Spulwurmes und der immenſen Fruchtbarkeit ſeiner Weibchen (jährlich etwa 60 Millionen Eier) ſind dieſe Eier natürlich überall verbreitet. Wir brauchen nicht einmal auf die Aborte und Miſtſtätten zu verweiſen, auch ebenſowenig, wie man gethan hat, die geheimen Kommunikationen unſerer Brunnen und benachbarten Kloaken oder den Dünger auf unſeren Feldern zu Hilfe zu rufen, um dieſe Behauptung zu motivieren. Von zahlloſen kleineren Fnſektionsherden aus werden die Eier des menſhlihen Spulwurmes dur< Regen und andere Kräfte in immer weitere Kreiſe verbreitet. Da dieſelben nun trot aller Ungunſt der äußeren Verhältniſſe, troß Froſt und Tro>nis jahrelang ihre Keimkraſt behalten, au wegen ihrer Kleinheit leiht auf dieſe oder jene Weiſe ver\{hleppt werden, bietet Feld und Garten, ja Haus und Hof vielfache Gelegenheit zur Übertragung. Es iſt niht nötig, die Einzelheiten weiter auszumalen. Die Früchte, die wir aufheben, die Rübe, die wir aus der Erde ziehen, um ſie roh zu genießen, ja ſelbſt das Waſſer, das wir dem Bache entnehmen, um unſeren Durſt zu löſchen — das alles und viel mehr noh wird gelegentlich den Träger eines keimfähigen Eies abgeben. Je verbreiteter die Eier, oder was ſo ziemlich dasſelbe beſagt, je dichter die Be-

völkerung, die vom Spulwurm heimgeſucht iſt, je geringer die Sorgfalt, mit der die Nahrung

überwacht wird, je weniger reinlih die Umgebung, in der man lebt, deſto häufiger wird dieſe

Gelegenheit wiederkehren.“ Graſſi will auh den Beweis der direkten Einwanderung von Àscaris lumbricoides experimentell geliefert haben, indeſſen ſind gerade bei ſolhen Unterſuhungen Selbſttäuſhungen ungemein {wer zu vermeiden, und jedenfalls verhalten ſi< nict alle Arten von Spulwürmern ſo, indem z. B. derjenige der Kaße erſt einen Zwiſchenwirt bezieht.