Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

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Spulwurm. Pfriemenſhwanz. Filarien. Medinawurm. 161

Nächſt dem Menſchen wird au< das Schwein mit dem Beſuche von Ascaris lumbricoïdes bechrt, wie in ſeltenen Fällen der Hunde- und Kaßen-Spulwurm (Ascaris mystax) ſih in den Menſchen verſteigt. Die Widerſtandsfähigkeit der Eier des Katen-Spulwurmes iſt ganz außerordentlich, da ihre Entwickelung ſelbſt dann vor ſi geht, wenn ſie in Spiritus oder Chromſäure als mikroſkopiſhe Präparate aufbewahrt werden. Von einer anderen Spulwurmart, Asgcaris megalocephala, werden auh unſere Pferde und Rinder viel heimgeſucht. Die Weibchen ihres bis zu 1000 Stück vorhandenen Gaſtes erreichen eine Länge von 36 em.

Ein zweiter, ſehr gemeiner Paraſit des Menſchen, der Pfriemen{hwanz, gehört der Gattung Oxyuris an. Alle Oxyuriden ſind kleine, höchſtens 2—3 cm meſſende Würmer mit pfriemenförmigem Schwanze und wenig ausgebildeten Lippen. Die Weibchen des im Menſchen wohnenden Oxyuris vermicularis werden 10 mm, die Männchen 4 mm lang. Sie kommen ungemein häufig bei Kindern und Erwachſenen, bei Hoch und Niedrig vor und gehören zu den unangenehmſten und zudringlichſten Paraſiten. Auch für ſie iſt es ſo gut wie erwieſen, daß im normalen Entwi>elungsgange die Eier nah außen gelangen und dur< den Mund wieder aufgenommen werden müſſen. Die Luftſtrömungen können ſie auf die verſchiedenartigſten Gegenſtände führen, wie ſhon Leeuwenhoek vermutete. „Selbſt Tier und Menſch können in mannigfaltigſter Weiſe zu einer Verſ<leppung beitragen, zumal dieſe durch die Kleinheit und Leichtigkeit der Eier noch beſonders begünſtigt wird. Um ein naheliegendes Beiſpiel hervorzuheben, brauche ich hier nur die Fliegen zu nennen und an die Beziehungen zu erinnern, welche dieſe Tiere ebenſowohl zu den menſchlihen Nahrungsmitteln wie den unſauberſten Gegenſtänden darbieten.“ Wirklich ſchüßen kann alſo nur die penibelſte Reinlichkeit, und auch dieſe offenbar niht unbedingt. Mit dem Genuſſe von niht ſorgfältig abgewaſchenem Obſt droht die Gefahr der Anſte>ung, ja Leuckart will ſelbſt das Mehl, mit dem die Vä>er ihre Waren zu beſtreuen pflegen, von der Schmuggelei mit Pfriemenſchwanzkiemen nicht völlig freiſprechen, da die Eier, die etwa dem Getreide anhängen, wegen ihrer Kleinheit die Prozeduren des Dreſchens und Mahlens ungefährdet zu überſtehen vermögen.

Der berüchtigte Medinawurm gehört in die Gattung Filaria, für welche die ausgeſprochene Fadenform des Körpers einen Hauptcharakter bildet, während die Beſchaffenheit des Kopfendes je nah Anweſenheit oder Mangel von Lippen und Knötchen ſehr verſchiedenartig iſt. Die Männchen zeihnen ſih dur ein ſ{<raubenförmig gewundenes Shwanzende aus. Wix kennen an 40 Arten ſolcher Filarien aus Säugetieren und Vögeln und V| können vorderhand nur vermuten, daß die Jungen in mikroſkopiſcher Größe \ einwandern. Auch über die Lebens- und Entwickelungsgeſchichte des ſo viel genannten Medina- oder Guinea-Wurmes (Vilaria medinensis) ſind wir no< niht ganz im klaren. Er erreiht, nahdem er im Zell- Pfriemenſhwanz gewebe des Menſchen ſih eingeſiedelt hat, eine Länge von 3—4 m bei N

2 J 5 Ls ; größert. einer Die von 2 mm und erzeugt dur ſeine Anweſenheit bösartige Ge-

ſ<würe. Jn den feuchten tropiſchen und ſubtropiſhen Gegenden, mit Ausnahme Amerikas, werden Weiße und Farbige von ihm heimgeſu<ht. Nachdem man ihn in der offenen Wunde

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. X. 11