Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

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Loawurm. Strongyliden. Dünndarm- und großer Paliſſadenwurm. 1683

\. Abbild. S. 162), dex in den tropiſhen und ſubtropiſchen Gegenden der Alten und Neuen Welt, abex auch in Ftalien, Ungarn, Sachſen, am Rhein 2c. und in den leßteren Ländern und Landſtrichen beſonders in Bergwerken, bei Tunnelbauten, in großen Ziegelſtreichereien beobachtet wurde. Der Wurm erreicht eine Länge von 10—18 mm und findet ſih an den genannten Orten im Dünndarm des Menſchen, namentlih wenn dieſelben dicht bei einander wohnen, in Menge dieſelben Aborte benußen und auf ſchlechtes, verunreinigtes Waſſer angewieſen ſind. Der Wurm erzeugt, wenn er bei einem Fndividuum maſſenhaft auftritt, dur< Verwundungen der Darmſchleimhaut und ihrer Gefäße, von deren Blut er ſaugend ſih ernährt, ſ{hwere, mit Darmblutungen verbundene Erkrankungen, welche zum Tode führen können und unter dem Namen der ägyptiſchen Chloroſe, der Tunnelkrankheit, Dohmioſe 2c. bekannt ſind. Die Jnfektion geſchieht dadurch, daß ſeine Nachkommenſchaft, mit den Stuhlgängen nah außen gelangt, in Pfüßen ſich entwi>elt und mit deren Waſſer beim Trinken in den Menſchen geraten, wo ſie wachſen und ihre Geſchlechtsreife erreichen. Natürlich wird ſih die Häufigkeit der Fnfeëktionen fortdauernd ſteigern, da die Wahrſcheinlichkeit derſelben um ſo größer wird, je mehr Fudividuen des gefährlichen Schmaroßers dur< den Menſchen nah und nah aufgenommen werden. Die Arbeiter im Gotthardtunnel hatten unter den von Dochmius duodenalis erzeugten Krantheitszuſtänden ganz außer: ordentlich zu leiden, denn unter den bei dieſem Bau herrſchenden Verhältniſſen waren Fnfektionen einfah niht zu vermeiden.

Ein ſehr naher Verwandter des Dochmius ijt Eustronoylus, nur dur den großen Paliſſadenwurm (Eustrongylus gigas) vertreten, deſſen Weibchen eine Länge von 1 m erreichen. Wolf, Hund, Fuchs, Rüſſelbär und Vielfraß ſind Y ' die Tiere, in deren Nieren er ſi< am liebſten aufhält; aber C au< der Menſch iſt niht vor ihm ſicher. Glücklicherweiſe ſind dieſe Fälle ſehr ſelten, zumal da ein Teil auf Täuſchungen und unvollſtändiger Unterſuhung beruht. Der berühmte Wurmarzt Dr. Bremſer in Wien hat in ſeinem Buche: „Lebende Würmer im lebenden Menſchen“, in ſehr draſtiſher Weiſe eine Reihe ſolcher teils abſihtlicher, teils unabſichtliher Täuſchungen beſchrieben, welhe immer wieder vorfommen und in das Kapitel der wunderlihſten Verirrungen des menſchlihen, namentlich des weiblichen Geiſtes führen. Sauber ſind ſie meiſt niht. Eins der Weſen, welches für einen Paliſſadenwurm erklärt wax, und womit ein Frauenzimmer behaftet geweſen zu ſein vorgab, erwies ſih als ein Entendarm.

Ein etwas verändertes Bild des Entwi>kelungsganges zeigt der ebenfalls zur Familie der Strongyliden gehörige leine Ollulanus tricuspis. Männchen und Weibchen, leßtere 1 mm lang, leben in größeren Mengen im Darme der Katen; ihre Jungen gelangen auf dem natürlihen Wege nah außen. Hier harren ſie, wahrſcheinli<h eingetro>net, ihrer Erlöſung dur< die Maus, aus deren Magen ſie trichinenartig in die Muskeln und andere Organe einwandern, um dort zu einer abermaligen kürzeren oder längeren Naſt ſih einzukapſeln. Fſſtt die Maus ſo glü>li<h, niht von einer Kate verſpeiſt zu werden, ſo erreichen die eingetapſelten Ollulanen niht ihr Lebensziel. Wandert aber die Maus in den Magen einer Kage, ſo iſt der Bann von den Ollulanen genommen, die Berührung mit dem Magenſaft der Kate erwe>t ſie zu einem neuen Anlauf des Lebens, welches in ſehr unpoetiſcher Weiſe im Darme der Kate ſi<h ſchließt und den Grund zu einem neuen Kreislaufe legt. Die Maus iſt der Zwiſchenwirt für den Ollulanus.

Ganz ähuli<h, aber etwas appetitlicher, iſt der ebenfalls von Leu>art ergründete Lebenslauf des in Fiſchen ſ{hmaroßenden Kappenwurmes (Cucullanus elegans,

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