Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

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Kappenwurm. Luftröhrenwurm. Trichotracheliden. Trichine. 165

verſtopft. Jh nahm aus der Luftröhre einer Alpendohle niht weniger als 65 SyngamusPaare heraus.

Wix haben von Ehlers über die einfahe Wanderung des Tieres Aufſchluß erhalten. Das ſicherſte Kennzeichen, wenn man nicht ſhon dux den eigentümlichen, mit dem Auswerfen einzelner Paraſiten verbundenen Huſten des Vogels von dex Anweſenheit des verheerenden Gaſtes ſi<h überzeugt hat, ſind die Eier im Kote der Vögel. Die reifen Eier werden ohne Zweifel dur<h das Huſten, Schreien und Würgen aus der Luftröhre in die Mundhöhle gebracht und verſhlu>t und entwi>eln ſich, ſobald genügende Feuchtigkeit und Wärme vorhanden, im Freien im Laufe von 8 Tagen zu kleinen, fadenförmigen Embryonen mit ſtumpfem Kopf-z und ſpißzem Schwanzende. Damit ſie auskriehen, bedarf es der direkten Einwanderung in die Vögel, welche wahrſcheinlih ſo geſchieht, daß bei der Aufnahme von Nahrung die Eier beim Eingange in den Kehlkopf hängen bleiben und die Entwi>elung zur Geſchlehtsreife in den Luftwegen erfolgt. „Es iſt damit einigermaßen ein Weg gezeigt, auf dem man dur<h Vorbeugungsmaßregeln Geflügelzuhten oder Volièren vor der maſſenhaften und dann verderblichen Verbreitung dieſer Paraſiten ſchüßen kann. Ein genaues Beobachten huſtender Vögel, bei denen die Unterſuchung des Kotes na< Eiern den ſicherſten Aufſhluß über die Anweſenheit dieſer Paraſiten geben wird, ein ſorgfältiges Fſolieren der erkrankten Vögel, Sicherheitsmaßregeln, daß in häufig von dieſer Wurmkrankheit ergriffenen Gegenden beim Ankauf neuer Vögel keine Syngamen eingeſhleppt werden, können zunächſt prophylaktiſchen Wert haben. Tritt die Krankheit in größerer Ausdehnung auf, ſo wird man je nah den Lokalitäten ungleihé Wege einzuſchlagen haben, um zu verhüten, daß mit dem Kot oder Auswurf die Futtergeſchirre nicht verunreinigt werden, oder daß ſih niht im Boden an feuchten Stellen Brutſtätten bilden, von denen ſtets aufs neue Fnfektionen der Vögel ſtattfinden können. So iſt auh der Brauch mancher Vogelzüchter, in die Mehlwurmſäße Vogelleichen zu werfen, um „die Würmer fett zu machen“, ſehr wohl geeignet, mit- ſyngamushaltigen Vogelkörpern die Eier, welche ſih in dem feuhten und warmen Saße wohl entwi>eln können, zu verbreiten und gelegentlich mit dem Füttern der Würmer in die Vögel zu übertragen.“

Kein Eingeweidewurm hat ſeit dem Jahre 1860 ſo viel von ſih reden gemacht, als der gefährlichſte von allen, die Trichine (Trichina spiralis, \. Abbild. S. 166), welche mit einigen anderen Gattungen, darunter dem ebenfalls unter den Shmaroßern des Menſchen vertretenen Peitſhenwurme, die Familie der Trichotracheliden bildet. Der Lebensgang der Trichine weiht zwar în einem wichtigen Punkte (daß ſie nämlich als junges Tier nicht erſt ins Freie gelangt, um ſi<h weiter zu entwi>eln, fondern gleih aus dem Darme des Menſchen oder des Tieres, welchen ſie bewohnt, in die Muskeln überwandert), in dieſem Punkte, ſage ih, weicht die Trichine von den bisher behandelten Nematoden ab; im weſentlichen aber reihen ſih ihre Lebensverhältniſſe in das allgemeine Bild ein, welches man ſih aus den vorausgegangenen Darſtellungen hat entwerfen können. Die Gefahr, vor der ſich plößlih alle Welt durch die Trichine bedroht ſah, trug vorzüglich dazu bei, jene Scheu zu überwinden, wel<he man vor der näheren Betrachtung und Kenntnisnahme der Eingeweidewürmer hegte. Man kann dreiſt behaupten, daß eine Zeitlang, nächſt dem Wetter, die Trichinen zu den am häufigſten gepflogenen Tiſh- und Bierhausgeſprächen herhalten mußten. Eine Reihe Trichinenepidemien entrollten wahre Schre>bilder menſchlichen Leidens, und das bisher faſt unbeachtet gebliebene Tier wurde nun dur die eifrigſten Nachforſhungen über ſeine Natur und Entwi>kelung und die Art, wie man ſi praktiſh vor ihm ſ{üßen könnte, zum genau bekannteſten ſeiner Klaſſe. Es erſchienen mehrere wiſſenſchaftlihe Monographien, unter denen wir die von Leu>art und Pagenſteher obenan