Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Geraddärmige Strudelwürmer. — Prostomun. Conyoluta. Mesostomum. 207

winzig kleine Teilhen von Plasma, auh Stärkekörnchen von der na>ten Alge, reibt ſie gewiſſermaßen ab, welche ſie ihrerſeits verdaut. Haberlandt vermutet, daß die Alge vielleicht au< auf osmotiſhem Wege gelöſte Aſſimilationsprodukte abgibt. Jm ſüßen Waſſſer finden ſi< keine Arten dieſer Gattung.

Mit Übergehung einer Reihe von Gattungen, welche von mir und anderen im Mittelmeer beobahtet wurden, kommen wir zu einer der wichtigſten und artenreihſten, Mes0oetomum. Die Mundöffnung der meiſt platten Tiere liegt am Bauche, gewöhnlich ziemlich in der Mitte, bei einzelnen Arten vor, bei anderen hinter derſelben. Fn der Mundhöhle befindet ſi< ein kugeliger S<hlundkopf, ein ſehr wirkſames Hafſt- und Saugorgan, welches zum Ergreifen und Ausſaugen lebender Tiere benußt wird. Eine der ſchönſten Arten iſt das faſt 1 cm lang werdende Mesostomum Ehrenbergli, im Frühjahr und Sommer auf überſhwemmten Wieſen und in Teichen mit Lehmgrund und Schilf und Vinſen häufig. Obgleich ſo durchſichtig wie Glas und ſcheinbar höchſt zerbreh<lih<, iſt es einer der geſchi>teſten und gewandteſten Shwimmer. Für gewöhnlih durchzieht es ruhig oder mit vereinzelten Wellenbewegungen der Körperränder das Waſſer, oder gleitet an den Stengeln der Pflanzen umher. Wird es aber geſtört, beſonders durch die unſanfte Be: gegnung mit einem haſtig anſ<wimmenden Käfer, ſo ſchüttelt es ſi faſt zitternd und ſchlängelnd ſo ſchnell und gewandt wie die Egel. Höchſt intereſſant iſt die Art, wie es ſich der größeren Daphnien und Cypriden bemächtigt, um ſie aus- zuſaugen. Es fängt ſie ungefähr ſo, Mesostomum tetragonum. Vergrößert. wie man mit der Hand eine Fliege fängt, indem es durch Anlegen des Hinterendes an das Vorderende und Umbiegen der Seitenränder eine Höhle bildet. Zuerſt tobt der gefangene Krebs gewaltig, bald aber gelingt es dem Mesostomum, an den Gefangenen den mächtigen Schlundkopf anzuſeben. Die Befreiungsverſuche der Daphnie laſſen dann bald nach, ſein Vampir ſtre>t ſih wieder aus, und ich ſah oft, wie ein zweites Mesostomum ſi hinzugeſellte und vom Sieger friedlih einen Beuteteil abbekam. Eine Anzahl Rhabdocoelen und unter ihnen auh ZMesostomum, verfertigen auh Schleimgeſpinſte zum Fangen ihrer Beute. Der Sig der den Schleim abſondernden Zellen iſt die Mittellinie der Unterſeite.

Eine der auffallendſten Formen hat das bis 1 cm lange gelbbraune Mesostomum tetragonum (f. obige Abbildung), das ih an der Elbe nah Überſhwemmungen in kleinen, während des Sommers austro>nenden Teichen fand. Die Lage der beiden ſ{<hwarzen Augenfle>e und des Mundes iſt wie bei Mesostomum Ehrenbergii. Auch erſcheint das Tier, wenn man es in einem Uhrgläschen, mit wenig Waſſer bede>t, beobachtet, ganz dünn und flach, ſobald es aber frei ſhwimmt, ſtehen von dem Körper jederſeits zwei floſſenartige Lappen ab, welche von dem zugeſpißten Vorderende nah dem ebenfalls ſpiven Schwanze verlaufen und ſih wellen: förmig bewegen. Eine Art (Mesostomum personatum) iſt merkwürdig durch die außerordentliche Verſchiedenheit der Färbung der einzelnen Fndividuen: es gibt deren gelbe, taffeebraune, braunſ<hwarze, ſamtſhwarze, ſamtgrüne und dunkelblaue. Da die meiſten anderen Arten von Mesostomum und anderen Rhabdocoelen in temporär austro>nenden Gewäſſern ſih aufhalten, ſo wird man vermuten, daß für ihre Erhaltung ebenſo geſorgt iſt wie für diejenige der niederen Krebſe, die mit ihnen zuſammen vorkommen und ebenfalls nah Überſchwemmungen und Regengüſſen wie auf unnatürliche Weiſe hervorgezaubert