Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Fortpflanzung. Entwi>elung. 15

Landois durch ſorgſame Zählung konſtatierte, daß eine einzige weibliche Languſte von 44 cm Länge und 197 Gramm Gewicht derſelben niht weniger als 148/416 mit ſich herumtrug. L

Die Eiablage mag im allgemeinen an beſtimmte Zeiten gebunden ſein, welche aber durchaus niht immer etwa in den Frühling und Sommer fallen. Fm Gegenteil haben viele Arten, beſonders der kurzſhwänzige Zehnſüßer, gerade in den Wintermonaten reife Eier bei ſih. Andere aber ſind in dieſer Beziehung niht auf beſondere Fahreszeiten verwieſen, ſo fand Carrington von einer Krabbe der engliſchen Küſte (Hyas coarctatus) Weibchen mit Eiern im Januar, Mai, Juli und November.

Sehr intereſſant iſt die Thatſache, daß die weſtindiſhen Landkrabben, um ihre reifen Eier abzuſeßen, das Meer aufſuhen müſſen. Das iſt eine analoge Erſcheinung wie beim Laichen von Lachſen, Aalen und anderen Fiſchen, und ſie beruht auf dem ſogenannten biogenetiſhen Grundgeſeß, nah welhem ein Geſchöpf in ſeinem individuellen Entwi>elungsgang den hiſtoriſchen ſeiner ganzen Sippe wiederholen muß.

Die meiſten Kruſter verlaſſen nun das Ei nicht in ihrer definitiven Geſtalt, ſie müſſen vielmehr eine Metamorphoſe oder Verwandlung verſchiedenen Umfanges durchlaufen, welche bei feſtſißenden und ſ{maroßenden Formen eine rü>ſchreitende iſt.

Viele Krebſe des Meeres, ſeltener die des ſüßen Waſſers niemals durchaus landbewohnende (Aſſeln), kriechen als faſt bis thatſählih mikroſkopiſ< kleine Weſen von eirunder Geſtalt, mit einem vorn in der Mitte gelegenen, von vorn nach hinten dreiteiligem Auge und drei Extremitätenpaaren aus dem Ei. Das vordere Paar iſt einfach, die beiden anderen ſind zweiteilig, ſehr anſehnlich, beſonders di> und mit Borſten beſegt. Sie vermitteln die Bewegung, die Atmung und zugleih das Getaſt. Eine ſolche Larve, welche früher für ſelbſtändige Tiere gehalten wurden, heißt ein Nauplius. Nauplien ſind allgemein verbreitet bei Kiemenfüßern (Branchipoda), Muſchelfkrebſen (Ostracoda), Hüpferlingen (Copepoda) und Rankenfüßern (Cirripedia); ſehr ſelten ſind ſie hingegen bei Zehnfüßern, und bei Flohfrebſen (Amphipoda) und Affſeln (Isopoda) fehlen ſie ganz. Nach einer Häutung erſcheint die Larve verändert und je nah der Ordnung, zu welcher ſie gehört, in verſchiedener Weiſe, Entweder ſie wird zu einem ſehr eigenartigen Weſen, das auh als eigne Tierform beſchrieben und Zoëa genannt wurde, oder ſie tritt im ſogenannten Cypri3-Stadium auf. Die meiſten zehnfüßigen Krebſe des Meeres, langwie furzſhwänzige, verlaſſen das Ei gleich als Zoëa, Obgleih die ausgewachſenen Krabben einen fo verkümmerten Schwanz beſißen, iſt derſelbe doh bei den Fugendformen (Zoëa) wohl entwidelt vorhanden. Das Ausſehen dieſer Larven iſt allerdings fremdartig genug; der lange, ſ{hnabelartige Fortſaß, der mächtige Nückenſtachel, der Schwanz müſſen teils ganz verſchwinden, teils verkümmern, das Kopfbruſtſtü> eine ganz andere Geſtalt annehmen, ehe der Krabbenkörper herausfommt. Man fann alſo ſagen, daß die furzſ<wänzige Krabbe in der Jugend ein langſhwänziger Krebs iſt, und zwar iſt dieſe Fugendform in der ganzen Ordnung der Dekapoden vorherrſchend. Während die meiſten Krabben und langſ<wänzigen Krebſe am Boden leben (nur die Garneelen machen hiervon als Familie eine Ausnahme), ſind die eben als Zoëa bezeihneten Larven Freiſ<hwimmer Sie tummeln ſi, wenn auh meiſt in der Nähe der Küſten, doh an der Oberfläche des Meeres oder einige Fuß darunter umher, niht etwa, wie es ſcheinen fönnte, einſam, ſondern mit unzähligen,

Jugendform der Krabben (Zoëa). Stark vergrößert.