Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 566

516 Stachelhäuter. Zweite Klaſſe: Seeigel.

Flecke von verſchiedener Größe. Die größten liegen in den fünf interradiären Platten um den After und zwar in jeder Platte je eins. Von hier verläuft eine Reihe kleinerer entlang dem ſtachelloſen Mittelteile des Zwiſchenſtrahls. Dieſer gabelt ſi< ungefähr in der Mitte der Schale, und ebenſo gabelt ſi< auch die Neihe blauer Fle>chen, welche nah der Mundfläche des Seeigels an Glanz immer mehr abnehmen und immer einzelner auftreten. Weiter läuft um die Baſis eines jeden Stachels des Jnterradius ein Kränzchen ſolcher kleinen Fle>chen, und ebenſo verläuft eine Reihe entlang der Ambulacralrinne. Die nähere Unterſuhung der Flee lehrte, daß ſie ganz regelre<hte Augen waren, welche in ihrem Bau lebhaft an die der Jnſekten erinnerten, alſo zuſammengeſeßt waren. Sie beſtanden je nah der Größe des Fletes nur aus wenigen oder vielen Hunderten meiſt ſe<Ss-, ſeltener fünfſeitiger Pyramiden einer durchſichtigen, ſtark lihtbrehenden Subſtanz, welche mit ihrem ſpißen Ende in Bechern ſchwarzen Pigmentes ſaßen. Da eine jede ſol<he Pyramide in gewiſſem Sinne einem einzelnen Auge entſpricht, ſo iſt die Geſamtzahl der bei Diadema setogum und ganz ähnlih bei Astropyga Freudenbergii vorhandenen eine ungeheure.

Der ſchwediſche Zoolog Sven Lovén hat no< eine neue Art mikroſkopiſcher Organe bei allen ſeeigelartigen Stachelhäutern entde>t, welhe er Sphäridien oder Kugelorgane nannte. Es ſind ellipſoidiſche, kugelige Körperchen in der Nähe des Mundes und auf den unteren Ambulacralplatten. Sie nähern ſi in ihrem feineren Baue den Stacheln, aber aus ihrer Stellung, oft in kleinen Grübchen und unter anderen Schußvorrichtungen, ſowie dem Umſtande, daß ſie mit beſonderen Nerven verſehen ſind, läßt ſih der Schluß ziehen, daß ſie Sinneswerkzeuge ſind. Lovén möchte ſie für

UZ cine Art von Geruchswertzeugen halten. Zahngerüſt des Stein-Seeigels. Natürliche Größe. Unter allen Sippen Der Ordnung ſind die Echinen mit dem ſtärkſten Kauapparate ausgeſtattet. Das Gerüſt wird von dreiſeitigen, faſt pyramidalen Stücken mit mehreren Nebenfnödelhen zuſammengeſeßt, in deren jedem ein langer, am freien Ende recht feſter Zahn enthalten iſt. Jn der vorſtehenden Abbildung iſt a das Ganze, þ eine iſolierte Zahnpyramide von der inneren Seite, ec dieſelbe von oben. Der in d abgebildete, mit fünf Ohren verſehene Kalkring befindet ſih als Teil der Schale im Umkreiſe des Mundausſchhnittes am Gehäuſe und dient zur Fixierung und Stüße des Gebiſſes.

Trot des fürchterlichen Ausſehens und des ſcharfen Gebiſſes ſind die Seeigel im all: gemeinen ſehr harmloſe Tiere. Sie ſind ungemein träge und ſcheinen ſich weſentlih nur von den Seegräſern und Tangen und den daran angeſiedelten Tieren zu nähren. Jch habe die Gewohnheiten des Stein-Seeigels (Echinus saxatilis oder Strongylocentrotus lividus) beobachtet, welcher im ganzen Mittelmeere gemein iſt und auch längs der dalmatiniſchen Küſte ſi< in unzählbaren Scharen in der Nähe des Strandes auf Feljengrund aufhält. Sie ſuchen teils natürliche Vertiefungen des Bodens auf, teils ſind ſie im ſtande, ſich in dem Geſtein kreisrunde Löcher auszuhöhlen, ja dief elben derart zu erweitern, daß ſie aus dem ſelbſt gegrabenen Gefängnis niht wieder heraus fönnen. Wie ſie in dieſem Falle mit ihrer großen Gefräßigkeit auskommen, weiß ih niht. Sollten hier do< vielleicht die Pedicellarien als Handlanger dienen? Der neueſte Unterſucher des Bohrens der Seeigel, Georg John, faßt das Reſultat ſeiner Beobachtungen dahin zuſammen: „Die in den Geſteinen gefundenen und von Seeigeln bewohnten Höhlen rühren von dieſen Jelbſt her. Der Echinus erzeugt ſeine Wohnſtätten mittelſt ſeines Kauapparates und ſekundär mit Hilfe der Stacheln durch rotierende Bewegung. Er bohrt ſi< ſolche Höhlungen, um einen

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