Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 570

520 Stachelhäuter. Zweite Klaſſe: Seeigel.

ganzen Vollſtändigkeit und Schönheit lebend beobachtet hat, iſt der Leder-Seeigel (Asthenosoma hystrix, \. Abbild. S. 519). Als auf der bekannten Dredſchfahrt des „Porcupine“ zwiſchen Frland und den Faröerinſeln einmal aus einer Tiefe von 450 Faden das Net heraufkam, leuchtete den ſpähenden Augen der Zoologen, Thomſon und Carpenter, aus der Beute ein ſcharlachroter großer Seeigel entgegen. Man hielt ihn für ein außergewöhnlich ſtarkes Exemplar des in den nordiſchen Meeren häufigen Echinus Flemming; und da es ſehr unruhige See und das Einholen des Netzes ſ{<hwierig war, mußte man erwarten, daß das Tier in Stücken ginge. Zur großen Überraſhung rollte das

Entwidelung des Strougylocentrotus Droebachiensis, Fig. 1—8.

Tier unverſehrt aus dem Beutel und nahm auf dem Verde>e die Geſtalt eines runden roten Kuchens an. Mit allen ſonſtigen Kennzeichen eines Seeigels, den AmbulacralfüßchenReihen, den Stacheln, den bläulichen ſcharfen Zähnen, verband ſi eine wie Leder biegſame Schale, über welhe wunderlihe Wellenbewegungen liefen. Es zeigte ſih, daß dieſe Beweglichkeit deshalb möglich iſt, weil die Platten, welche das Gehäuſe auc dieſer Seeigelform bilden, niht mit ihren Rändern aneinanderſtoßen, ſondern ſih dachziegelartig de>en und durch biegſame Hautſtreifen miteinander verbunden ſind. Thomſon nannte ihn Calyeria.

Auch andere Formen und beſonders ſolche, welche die Tiefſee bewohnen, zeigen eine ähnliche reihe, nachgiebige Beſchaffenheit der Schale. So kann man Phormosoma uranus, eine dem Asthenosoma verwandte Art aus etwa 3000 m Tiefe aufrollen wie ein Blatt Papier und eine andere ziemlich hohe und ſpive Art (Cystechinus vesica), welche zwiſchen 3000 und 4000 m vorkommt, gibt jedem Dru>e nah und Alexander Agaſſiz vergleicht ſie daher mit einem alten, zerknüllten Filzhut.