Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 589

Lebenserſcheinungen der S<hlangen-, See- und Haarſterne. (SDM

dieſelben an der engliſchen Küſte, der zweite aber in Neapel anſtellte, ſo betreffen ſie meiſt verſchiedene Arten.

Über die Lokomotion der genannten Stachelhäuter überhaupt ſpricht ſi< Preyer folgendermaßen aus: „Durch die große Anzahl, das Haftvermögen und die Beweglichkeit ihrer Ambulakralfüßchen ſind die Aſteriden befähigt, in verſchiedener Richtung auf horizontaler Fläche zu kriehen und vertikale Flächen hinaufzuklettern, falls der Saugmechanismus der Füßchen niht rudimentär geworden oder die Füßchen der Radien überhaupt zurücgebildet ſind. Jn dieſem Falle, bei Dphiuren, vermitteln die Strahlen als ſolche die Lokomotion, was auch für die Krinoiden gilt, während bei den Aſteriden den Ambul«akralfüßchen die lokomotoriſhe Funktion zufällt. Die Art der Vorwärtsbewegung iſt demnach bei den eigentlichen Seeſternen eine ganz anderé als bei den Schlangen- und Haarſternen. Jene kriehen und klettern ohne Unterſtüßung vertikale Glaswände hinauf, {hwimnmnen und ſpringen aber niemals, obwohl ſie vielerlei an akrobatiſche Kunſtſtü>ke erinnernde äquilibrierende Bewegungen ausführen; die Ophiuren dagegen können niht ohne Unterſtüßung und dann nur ſ{<le<t klettern, auh niht ſ{<wimmen, aber viel ſchneller als die Aſteriden dur< Anſtemmen , Vorſchieben und Nachziehen ihrer Radien ſprungweiſe vorwärts gehen, während die Krinoiden durch alternierendes Heben und Beugen, Senken und Stre>en ihrer Radien nah oben oder unten, ohne Raddrehung oder Wälzung nach links, re<hts, vorwärts und rü>wärts horizontal {wimmen können. Sie vermögen aber ebenſowenig wie die Ophiuren ohne Unterſtüßung eine ganz glatte Fläche vertikal emporzuklettern, ſo leiht es ihnen iſt, an rauhen Fel8wänden hinaufzuſteigen und ſih an langen Zweigen im Waſſer zu halten.“

Beim Kriechen ſtre>en die Seeſterne und die übrigen mit Füßchen verſehenen Echinodermen dieſelben in der Richtung der Ortsveränderung aus, fixieren ſie an den Boden und ziehen den Körper nah. Obwohl das Marſchieren der Seeſterne dadurch ein ziemlich langwieriger Vorgang wird, bewegen ſi<h manche auf flachem horizontalen Terrain doch ziemlih raſh fort. So legt Uraster rubens im Waſſer in der Minute bis 8 cm, Astropecten aurantiacus aber 60 em zurü>, und Luidia ift no< ſ<neller. Auch abgeſchnittene Strahlen bewegen ſi<h tagelang vor- und rü>wärts, aber es iſt kein Plan in den Bewegungen, es ſei denn, daß ein zentrale Nervenmaſſe enthaltender Teil der Scheibe mit abgeſchnitten wurde.

Die Bewegung der Schlangenſterne, die ihre Pedicellen dabei niht benugzen können, iſt eine andere, mehr und beſonders bei Ophioglypha ſprungweiſe. „Zuerſt wird ein Radius in der Progreſſivrihtung geradeaus vorgeſtre>t, während die beiden Nachbarradien gleichzeitig ſih ebenfalls vorſchieben, aber nur um ſoglei<h wieder, mit den Spigßen an den Boden ſi< ſtemmend und die Scheibe hebend, nah hinten umzubiegen, dann ſtre>en ſie ſi<h wieder vor uU. |. f. Nicht ſelten ſieht man aber bei Ophioglypha gleichzeitig zwei Radienpaare vorgeſhoben werden und ſih gleichzeitig nah hinten umbiegen und gegen den Boden ſtemmen. Dann wird der fünfte Strahl allein nachgeſ<hleppt.“ Andere Schlangenſterne mit im Verhältnis zum Scheibendurhmeſſer längeren Strahlen ſcheinen überwiegend oder ausſ<hließli<h dur<h die Schlangenwindungen dieſer und die dadurch herbeigeführte Reibung am Boden vorwärts zu kriechen. Sie bewegen ſi<h weit raſcher als die Seeſterne; eine Ophioglypha legt in der Minute eiwa 2 m zurü>.

Sghlangenſterne, welhe man auf den Rü>en gelegt hat, drehen ſi<h in wenigen Sekunden um, wobei ſie einen einfahen Purzelbaum ſchlagen. Bei den Seeſternen geht das Geſchäft niht ſo raſh vor ſih. Zunächſt dehnen ſie ſämtlihe Saugfüßchen ſtark aus, ſtre>en ſie nah allen Richtungen aus und bewegen dieſelben lebhaft hin und her. Dieſe Bewegungen ſind namentli<h an der Spige der Strahlen, welche auh bald anfangen, ſich