Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 624
568 Hohltiere. Zweiter Unterkreis: Neſſeltiere; erſte Klaſſe: Polypquallen.
und mehr augenartigen, gefärbten Punkten, mit cinem guirlandenförmigen Beſaße oder einer zuſammenhängenden aus- und einſtülpbaren Shwimmhaut ſowie mit dehnbaren Fäden verſehen iſt. Jn der Mitte der Unterſeite der Scheibe iſt der Mund, bei einigen Formen am Ende eines hervortretenden Stieles, und faſt immer von einigen dieren Fangarmen mit gefalteten Rändern umſtellt. Aus dem Magen verlaufen Kanäle oder ſa>förmige Näume na<h dem Umkreiſe der Scheibe, wo ſie in einen Ringkanal einmünden. Leßterer iſ niht ſelten mit Öffnungen verſehen. Die Ubereinſtimmung dieſes Magengefäßapparates mit der Einrichtung bei den Rippenquallen iſt klar. Die Fortpflanzungswerktzeuge liegen entweder in beſonderen Taſchen um den Magen herum oder in bloßen Erweiterungen jener Gefäße. So ausgerüſtet, ausgerüſtet namentlih au<h über die ganze Körperoberfläche mit unzähligen mikroſkopiſchen Neſſelkapſeln, ſchweben die Tiere in dem Element, welches die meiſten Arten an ſpezifiſhem Gewicht um ein Minimum übertreffen.
Über die Bewegungen der Schirmquallen hat uns neuerdings Eimer ausführlihe Beobachtungen mitgeteilt. „Man hat meines Wiſſens“, ſagt er, „bis jeßt allgemein bei den Zuſammenziehungen des Meduſenſchirmes nur an willkürliche Bewegungen gedacht, hervorgerufen durch die Kontraktionen ſeiner Muskulatur, dienſtbar in erſter Linie der Drtsveränderung und zugleih der Atmung und Zirkulation. An der vollgültigen Richtigkeit dieſer Auffaſſung dürften ſhon die folgenden Thatſachen Zweifel erregen, welche uns die Beobachtung des lebenden unverleßten Tieres an die Hand gibt.
„Die Kontraktionen der Scheibe der unverleßten Aurelia (Medusa) aurita finden bei Tage beſtändig ſtatt und, wie es ſcheint, ebenſo bei Nacht. - So oft ih wenigſtens zur Nachtzeit meine Tiere beſuchte, traf
Coo CE, E ihren Schirm in Thätigkeit. Auch wenn die Tiere
y ſih niht von der Stelle bewegen, dauert dieſe Thätigfeit fort. Sie kann unterbrochen werden, aber nur auf kurze Zeit. Geſchieht dies, ſo ſteigt das Tier unter regungsloſer Haltung langſam nach oben, bis es unmittelbar unter der Oberfläche des Waſſers angelangt iſt, wo es gerne einige Augenbli>e unbeweglich verweilt.
„Die Kontraktionen treten unter übrigens gleichen Verhältniſſen beim ruhig im Waſſer ſ<webenden Tiere in glei<mäßigem Rhythmus nacheinander auf, oft ſo regelmäßig, daß man im ſtande iſt, ihnen während längerer Zeit zählend zu folgen, ohne daß man das Tier anſieht, nachdem man ſi einmal die Größe des zwiſchen je zweien derſelben gelegenen Zeitintervalles gemerkt hat. Nur von Zeit zu Zeit findet eine Beſchleunigung oder eine Verlangſamung der Zuſammenziehungen ſtatt, und immer ſeßen dieſelben von Zeit zu Zeit einen Augenbli> aus, ſo daß Pauſen in der Bewegung entſtehen.“ Wir können hier unſerem Gewährsmanne niht weiter folgen in ſeinen Experimenten über die Natur dieſer Bewegungen, wie weit ſie freiwillig oder unwillkürlih und wie ſie von den Umgebungen der ſogenannten Randkörperhen ausgehen. Aus Eimers Verſuchen und Beobachtungen