Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 631
tae -r-
ur Eni
Aus der Entdeckungsgeſchichte der Polypen. 573
iſt, daß man, als wie in einem Brunnen, alles, was auf dem Grunde liegt, ganz deutlich ſehen kann. Und iſt der Grund mit unzähligen ſolhen Kräutern und dergleichen von allerhand Farben angefüllt, die aber von ferne wie Purpur ſcheinen, weſſentwegen ih au<h erachte, daß das Meer den Namen des Roten Meeres bekommen habe.
„Jh war ſo curieux und ſtieg ſelber hinab auf eine Meile Weges weit an dem Strande und hatte ein paar Stunden lang das Vergnügen, eine große Menge von ſolchen Bäumchen, Shwämmen und Muſcheln zuſammenzuleſen. Die Schwämme ſind hart und an den Sand angewachſen, mit den Füßen habe ih keine fühlen können, ſo ſehr ih mit auh bemühete, und die man auffiſchte, ſind rot und hart. Damit ſie aber weiß werden, legt man ſie ans Ufer, da ſie von den Wellen abgeſpült und von der Sonne getro>net werden und ſih alſo bleihen. Wenn dieſe Bäumchen noh unvollkommen oder no<h niht reif ſind, ſo gleichen einige den feuchten Shwämmen, welche an den alten Bäumen wachſen, etliche aber den gekörnten Füßen einer Meerſpinne, ſind weih und ſo voll Waſſer, daß man ſie wie einen feuhten Shwamm ausdrü>en kann; und da haben ſie allerhand Farben: blau, violett, grau, braun, grün, weiß, welches wunderartig anzuſehen.“
Ehrenberg meint, daß der alte Reiſende nur die harten Korallen ſelbſt beobachtet, dagegen die Nachricht von dem anfänglich weichen Zuſtande aus den Erzählungen der ihn begleitenden Araber aufgenommen habe. Jh möchte aber an ein Zuſammenwerfen der Korallen mit wirklihen Seeſhwämmen denken, die in bunter Menge zwiſchen den Korallen vorkommen, und von denen ſih viele gerade ſo ausdrü>en laſſen, wie es oben beſchrieben iſt. Noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, im Fahre 1706, behauptete der Graf Marſigli, zur Bewunderung ſeiner Zeitgenoſſen, dur<h Beobachtung ermittelt zu haben, daß die Edelkoralle eine wirkliche Pflanze ſei, welche einen Milchſaft in der Rinde führe, Blüten und Früchte trage. Um dieſe Behauptung bekannt zu machen, gab er 1725 das prachtvolle Kupferwerk heraus, welches den Titel führt: „Histoire physique âe la mer“, Aber kurz zuvor, 1723, ſtellte der Arzt und Naturforſcher André de Peyſſonel an der berberiſhen Küſte ſeine für die Auffaſſung der Korallen epohemachenden Unterſuchungen an, beobachtete in Aquarien und kam zur Überzeugung, daß die vermeintlichen Korallenblumen kleine Tierchen ſeien, von derſelben Beſchaffenheit wie die Aktinien. Er wendete ſich mit ſeiner Entde>ung an die berühmteſten Mitglieder der Pariſer Akademie, wurde aber ſehr kühl aufgenommen, und Réaumur glaubte ſogar, aus zarter Nüfſicht den Namen Peyſſonels verſchweigen zu müſſen. Derſelbe verallgemeinerte auf einer Reiſe nah Guadeloupe ſeine Unterſuhungen, und nahdem man ſeine Anſichten zuerſt in England, gutgeheißen, machten ſie ſih au< na< und nah im Vaterlande geltend.
Am wichtigſten wurde aber das Futereſſe für unſere Tierhen gewe>t, als die Fo Lrſter, Vater und Sohn, mit Cook die Welt der Südſeeinſeln entde>ten und der Anteil der Polypen an dem Aufbau derſelben offenbar wurde. An die entzü>enden Schilderungen der Eilande und des vermeintlichen paradieſiſchen Zuſtandes ihrer Bewohner reihte ſi der Verſuch, die Entſtehung der Riffe und Jnſeln aus der Thätigkeit der Korallentiere zu erflären. Wir werden weiter unten hierüber berihten. Aber man erfuhr wenig von den Einzelheiten, von den Gattungen und Arten, bis dur< Ehrenbergs Unterſuchungen der Korallenriffe des Noten Meeres und ihrer Erbauer eine Grundlage für die Syſtematik der Blumentiere (Anthozoa) gegeben wurde.
Obſchon wir nochmals auf die Schilderung Haecels über den Anbli> der Korallenbänke des Roten Meeres zurü>kommen werden, ſo will ih do< ſchon hier Ehrenberg von dem Totaleindru> erzählen Taſſen, den das Leben der Korallenbänke macht. Es iſt ein Geſamtbild, wel<hes zum Studium der Einzelheiten treibt, wenn wir uns damit auh einige Wiederholungen geſtatten.