Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 648
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Zoanthus.. Palythoa.
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“ den leßteren haben wir an ſeinem Orte zu ſprechen. Hier zeigen wir an einer unge-
fähr auf ein Drittel ‘der natürlihen Größe verkleinerten Abbildung, wie die Palythoa in Geſtalt einer warzigen Rinde den Teil des im Schlamme wurzelnden Stieles des
Schwammes überzieht, welher über den Boden hervorragt. Um 1860 waren in die europäiſhen Muſeen nur einzelne Exemplare des bei den Japanern als Nippes ſehr beliebten Glasſhwammes gelangt, alle mit ihrem Aufwohner, der Palythoa. Die berühmteſten Mikroſkopiker ſtritten ſih darüber, ob‘ das Ganze ein Polypenſto> mit ihm angehörigen Kieſelnadeln, oder ein Polypenſto>, der ſi<h auf einem künſtlich zu einem Spielwerke zuſammengefügten Bündel Shwammnadeln angeſiedelt habe, oder endlih, ob das Ganze ein S{hwamm ſei, zu dem die vermeintlihen Polypen als Teile gehörten. Es bedurfte der genaueſten Zergliederung dur den berühmten Mikroſkopiker Max Schulße, um alle drei Annahmen als irrig zu erweiſen und das Verhältnis der Palythoa zum Shwamme als „Kommenſalismus“ oder „Tiſchgenoſſenſchaft““, wie van Beneden der Ältere es genannt hat, aufzuklären.
Faſt um dieſelbe Zeit hatte ih im Adriatiſchen Meere eine der japaniſhen Art ſehr nahé ſtehende Palythoa gefunden und zwar ausſchließli< ebenfalls auf Schwämmen, zwei nahe verwandten Arten, Axinella vyerrucosa und cinnamomea. Unter vielen Hunderten von Exemplaren dieſer Schwämme, welche damals und ſpäter dur<h meine Hände gegangen ſind, iſt kein einziges ohne ſeine Palythoa geweſen. Der Polyp pflanzt ſi< natürli<h zu gewiſſen Zeiten durch Eier fort, die ausſ{hlüpfenden Larven gehen aber offenbar zu Grunde, wenn ſie niht ihren Shwamm auffinden. Daß ſie auf den Stre>en des Meeresbodens, wo die Axinellen gedeihen, 3. B. in der ſhönen Hafenbucht von Sebenico, maſſenhaft ſ{<wärmen, zeigt ihre Anweſenheit auf allen Shwammexemplaren. Wie aber finden ſie dieſelben und woran erkennen ſie den ihrem Wohle freundlichen, gleih einer Pflanze feſtgewurzelten Genoſſen? Man wird geneigt ſein, zu äntworten: dur< den Jnſtinkt. Damit kommt man aber- um kein Haar weiter, wenn man nicht einen beſtimmten faßlichen Begriff davon ſi< erworben hat. Auch paßt, ſelbſt wenn man unter Fnſtinkt vererbte, in der Vererbung allmählich befeſtigte und von -den Nachkommen unbewußt ausgeführte Gewohnheitsthätigkeiten verſteht, eine fol<he Erklärung auf unſeren Fall niht. Das Auffinden und Erkennen der Axinellen dur die ſ<hwärmenden Palythoa-Larven iſt nur dur ein unſeren Sinnesthätigkeiten ähnlihes Empfindungsver-
Palythoa fatua, auf Hyalonema angeſiedelt. 1/3 natürl. Größe.
mögen erflärbar, da der Zufall aus offen daliegenden Gründen rundweg ausgeſchloſſen iſt. Für unſere Naſen ſind gerade jene beiden Arinellen ſehr kenntlich, ſie geben friſch, und ſelbſt längere Zeit, nahdem man ſie hat eintro>nen laſſen, einen ausnahmsweiſe- guten, würzigen Geru<h von ſich. Hätten die jungen Palythoen ‘etwas einem Geruchsorgane