Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 649

588 Hohltieve. Zweiter Unterkveis: Neſſeltiere; zweite Klaſſe: Blumenpolypen.

Vergleichbares, ſo würden ſie ſi< davon leiten laſſen. Ein Etwas, das, wenn es auh weder Geruchs-, noh Geſchmas-, no< Geſühlswerkzeug nah unſeren, aus der Beſchaffenheit der höheren Tiere gebildeten Begriffen iſt, doh in Wirkung und Nugen mit allen dieſen verglichen werden kann, müſſen die Larven beſißen. Wir haben es in den Hautzellen zu ſuchen, wel<he niht bloß den ſ{hüßenden Überzug bilden, ſondern bei den niedrigſten Tieren auch die Empfindung im allgemeinſten und unbeſtimmteſten Sinne des Wortes vermitteln.

Die Palythoa iſt fein eigentlicher Paraſit, ih möchte ſogar zurü>nehmen, was ih oben von dex Tiſchgenoſſenſchaſt geſagt. Sie nährt ſi<h weder von den Säften und Weichteilen des Shwammes, noch zehrt ſie von deſſen Nahrung. Sie verlangt von ihm nur Grund und Boden auf ſeinem Leibe und verſpeiſt, was ihr von auswärts das Glück zuſührt. Ob dem Polypen ein reeller Nußen daraus erwächſt, daß er von den Shwammnadeln in ſo unglaublicher Weiſe dur<hſpi>t wird, oder ob er ſi< nur, nah vielen Leiden ſeiner Vorfahren, welche anderer Vorteile willen mit ertragen wurden, daran gewöhnt hat, getraue ih mich niht zu entſcheiden.

Einige Arten von Palythoa (Epizoanthus) ſiedeln ſi<h auf den von Eremitenkrebſen bewohnten Shne>enhäuſern an. Sie kommen zwar niht an den europäiſchen, wohl aber längs den nordamerikaniſchen Küſten vor, auch habe ih jüngſt dergleichen von Kerguelen erhalten. Sie überziehen na< und nah das Gehäuſe als eine ununterbrochene, mehrere Linien dite Maſſe, über welche die einzelnen Polypen noh ebenſo hoch ſih erheben können. Das Schne>enhaus löſt ſich unter dieſer De>e ganz auf, und dann bildet der Polypenſto> allein das Futteral für den Krebs. Der Dienſt iſt ein gegenſeitiger; es ſind na<h van Beneden Mutualiſten. Der Krebs wird durch den Polypen mit einem ſhüßenden Mantel verſehen, und der Polyp wird von jenem umhergefahren und mit friſhem Waſſer und neuer Nahrung verſorgt.

Ein höchſt wunderliches, den Zoantharien wohl noh am nächſten

EA verwandtes Weſen hat Korotneff unter dem Namen Polyparium Palta e ambulans beſchrieben. Er fand das Tier in der Straße, welche die Inſel Mendano von der FJnſel Billiton trennt. „Es iſt“, ſchreibt Korotneff, „eine Kolonie von 7 cm Länge und 15 mm Breite, die von oben nach unten abgeflacht iſt und deswegen bandartig ausſfieht. Ein vorderes und ein hinteres Ende ſind niht zu unterſcheiden. Die obere Fläche der Kolonie iſt von ganz eigenartigen Polypen, die ſchornſteinartig ausſehen, bede>t; die Baſis jedes Polypen iſt viel breiter als der Gipfel, welcher eine runde Öffnung trägt.“ Jeder Polyp iſt etwa 1 mm breit und hat keine Tentakeln. Sie ſtehen zu 5—8 in unregelmäßigen Quexrreihen und ſind von verſchiedenem Alter, daher auh von verſchiedener Größe. Die Unterſeite, mit der die Kolonie aufſißt, iſ von knopfförmigen Saugnäpfen beſegt. Die Größe derſelben iſt zwar auch ſehr verſchieden, aber ſie ſteht in ganz regelmäßigen, dur Furchen voneinander getrennten Reihen. Sie dienen zum Fixieren der Kolonie, vermitteln aber auh deren Kriechen. „Wie war ih erſtaunt“, ruft Korotneff aus, „als ih bemerkte, daß die Kolonie fähig war, den Plat zu verlaſſen und leiſe an kleinen Steinchen auf- und abftletterte.“ Die Polypen beſizen keine Magenſcheidewände, ihre Fnnenſeite iſt vielmehr vollkommen glatt. Unten find die Polypen nicht abgeſchloſſen, ihr Vinnenraum öffnet ſih vielmehr in eine große Höhlung, welche die ganze Kolonie innerlih durchzieht. Dieſelbe iſt dUr< quere, in gleichen Abſtänden ſtehende Scheidewände getrennt.