Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

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Lebensweiſe der Bogenkrabben. Großer Taſchenkrebs. 3L

und vergräbt ſi plößlih in denſelben. Wird ihm die Flucht unmöglich gemacht, ſo richtet

er ſich aufre<ht in die Höhe, öffnet die Shere und ſ<lägt folhe mit Geräuſch zuſammen, bereit, ſein Leben ſo teuer als mögli zu verkaufen. So geſellig er im freien Zuſtande iſt, ſo kneipen ſih doh die Gefangenen in kurzer Zeit faſt alle Füße ab. Jn einem kühlen Zimmer habe ih ihn oft mehrere Tage als Stubentier herumlaufen laſſen, der Sonne ausgeſeßt, ſtirbt er aber ſchnell, ſo daß dieſes das beſte Mittel iſt, ein Fndividuum für Sammlungen ohne Verleßung zu töten.“

Das Vorkommen und die Lebensweiſe der gemeinen Krabbe an der engliſchen Küſte wird von Bell in folgender Weiſe geſchildert: „Sie iſt unzweifelhaft die gemeinſte Krabbe unſerer Küſten. Man findet ſie überall zahlreih. Auf den ſandigen Küſten bleibt ſie regelmäßig bei der Ebbe zurü>, indem ſie ſi< unter Steinen verbirgt und, wenn ſie geſtört wird, entweder ihr natürliches Schubdah in der zurü>weichenden See eiligſt zu gewinnen ſucht oder ſih haſtig in den naſſen Sand vergräbt. Sie iſt jedo<h keine8wegs auf die ſandigen Geſtade beſchränkt; oft ſängt man ſie im Schleppneß auf ziemlich tiefem Grunde, doch zieht ſie jene anderen Lokalitäten vor. Solche Lebensweiſe verlangt das Vermögen, längere Zeit außer Waſſer zu bleiben; und wirkli iſt das bei unſerer Art der Fall, wenn ſie auh niht gleih den Landkrabben in großer Entfernung von der Küſte leben Tann.

„Sie wird von den niedrigen Volksklaſſen der Küſte viel gegeſſen und wegen ihres feinen und angenehmen Geſhma>es auch in großen Mengen auf den Londoner Markt gebracht. Sie nährt ſi<h vorzugsweiſe vom Rogen der Fiſche, von Garneelen und anderen Krebſen, geht jedo<h au< an tote Fiſche und überhaupt an tieriſche Subſtanz. Jn der That pflegen die Fiſcherkinder ſie zu fangen, indem ſie ein Stü> von den Eingeweiden eines Vogels oder Fiſches als Köder an einer Leine auswerfen. Die Krabben gehen daran und werden in beträchtlicher Menge herausgezogen.“

Über die Art und Weiſe, wie unſere Krabbe ihre kleine Beute berü>t, werden wiv weiter unten nähere Angaben machen.

Aus den Gattungen, bei denen das lette Fußpaar wie die vorhergehenden gebildet iſt, nämlih mit einem dünnen ſpigen Klauengliede, heben wir den großen Taſchenkrebs (Cancer pagurus) hervor, welcher, weniger häufig im Adriatiſhen und Mittelmeer, ein deſto bekannterer Bewohner der Nordſeeküſten iſt. Die wenig über die Augen hervorragende Stirn trägt drei gleich große ſtumpfe Zähne, worauf jederſeits neun breite ſtumpfe Lappen des Seitenrandes folgen. Die Körperfarbe iſt oben bräunlich, unten liter. Die Scherenfinger ſind ſ{<warz.

Der große, über 30 cm breit werdende Taſchenkrebs iſt eine der gemeinſten und wegen Größe und Wohlgeſhma> geſuchteſten Krabben der Nordſee und der engliſchen Küſten. Ex zieht felſigen Grund dem ſandigen Strande vor. Sein Fang wird namentlich in England ſehr ſtark betrieben. Man bedient ſich dazu eigentümlicher, aus Weiden geflohtener Körbe mit oberer Eingangsöffnung, auf deren Boden die Locſpeiſe, wertloſe

Großer Taſchhenkrebs (Cancer pagnrus). Junges Exemplar.