Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

32 Krebſe. Erſte Ordnung: Zehn füßer;, Familien: Dreie>krabben und Nundfkrabben,

Fiſche und dergleichen, befeſtigt werden. Die Männgthen, unter denen Exemplare von 14 Pfund vorkommen, werden ihres Geſhma>es wegen der ſchöneren Hälfte vorgezogen.

Die Krabben, deren Körperform ungefähr dreieckig iſt, mit vortretendem, ſpißzem Stirnteil, nennt man Dreie>krabben. Sie ſhwimmen nicht, ſondern friechen, und haben

durch ihre oft verlängerten Beine ein ſpinnenartiges, bisweilen ſehr wunderliches Aus- -

ſehen. So namentlich die Arten von Stenorhynchus und Tnachus. Da ſie träge, ſich langſam bewegende Tiere ſind, ſo pflegen ſich auf ihnen allerhand Tange, Algen und Shwämme anzuſeßen, die oft ſo üppig gedeihen, daß ſie ihren Träger vollſtändig verhüllen. Es mag ihnen das mancherlei Unbequemlichkeit bringen, ja Carrington und Lovett vermuten, daß ſie in der That bisweilen daran zu Grunde gehen; auf der anderen Seite dient ihnen der unfreiwillige Überwurf ſicher au<h als Schuß, indem er ſie den Augen ihrer zahlreichen Feinde entzieht. Vielerlei Fiſche ſtellen ihnen nac, unter anderen namentlich der Stachelroche.

Am reinlichſten ſind die Arten von Stenorhynchus, der Gattung mit den ſtark verlängerten Stirnſtacheln. Sie pflegen auh in der Nuhe mit dem Körper nicht den Boden zu berühren, ſondern ihn auf den langen Beinen in der Schwebe zu halten. Dabei laſſen ſie die Scheren vom Handgelenk an ſenkre<ht hängen (Bild S. 34). Dagegen ſind die dur kürzere Stirn und ſtärkeres zweites Beinpaar carakteriſierten Tnachus-Arten immer mit allerlei Algen und Tieren bewachſen. Geſtielte Diatomeen, Hydroidpolypen, Fnfuſorien, zuſammengeſezte Ascidien und andere bede>en Körper und Gliedmaßen wie ein feiner Flaum oder Raſen und zwar zum beſonderen Vorteil und Vergnügen des Krebſes. Er trägt die Anſiedelung als einen ihn verſorgenden Gemüſegarten, aus dem er mit der Schere zu ſeines Leibes Nahrung und Notdurft pflüct.

Sn einem ſehr intereſſanten Aufſaß im „Ausland“ berichtet Dr. Eiſig über ſeine Beobachtungen, welche er an einem verwandten Krebſe im Seeaquarium der Neapolitaner zoologiſchen Station machte. „Jn einem Baſſin“, erzählt unſer Gewährsmann, „in welchem ſich zahlreiche Tubularienſtö>e und ein Exemplar von Latreillia elegans (eben jene Krabbe) befanden, traf ih eines Morgens die meiſten der Hydroidſtökchen ihrer Polypen beraubt und den Krebs über und über mit ſolchen bede>t. J< konnte noh beobachten, wie das Tier Polypen abriß und dieſelben bald auf die Stacheln ſeines Rückens, bald auf diejenigen ſeiner Beine aufſpießte .….…. Fc ſah den Krebs, bald nachdem er das Geſchäft des Aufſpießens beendigt hatte, die Polypenföpfe mit Hilfe ſeiner Scheren zum Teil wieder abreißen und zum Behufe des Freſſens an ſeinen Mund führen. Jn dieſem Falle hatte alſo das Tier in der Bedeckung ſeines Leibes eine Vorratskammer geſchaffen, welche ihm für den Fall, daß er ſeine Beute zu verlaſſen gezwungen werden ſollte, für einige Zeit die Sorge um Nahrung erſpart hatte.“ Bei der außerordentlichen Pfiffigkeit der Krabben, verbunden mit dem aus Anpaſſung und Vererbung erklärbaren Bedürfnis vieler nah Bede>ungen, darf an der Richtigkeit dieſer gewiß intereſſanten Beobachtung niht gezweifelt werden.

Zwei andere, dur<h kürzere Beine und hö>erigen, gleihſam verkrüppelten Körper ausgezeichnete Gattungen der Dreie>krabben, Piza und Lisza, auh im Mittelmeer, gleid) den vorigen, dur einige Arten repräſentiert, ſind oft ſo mit Shwämmen (Bsperia und anderen), Quallenpolypen und Moostierchen bewachſen, daß das Tier unter den Paraſiten faum ſichtbar iſt. Carrington fand das etwa 2 Zoll lange Kopfbruſtſchild einer Pisa Gibbsii zunädſt von einer dihten, !/2 Zoll hohen Shlammmaſſe überzogen, welche na vorn hinaus über die Stirn noh etwa 1 Zoll weit ragte. Mehr als zwei Drittel dieſes Schwammes waren wieder überwuchert von einer zweiten Art, auf dieſer ſtand ein Büſchel

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