Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 691

628 Hohltiere. Dritter Unterkreis: Shwämme.

wandern und dabei das Spongin abſcheiden. Eine jede Shwammfaſer iſt folglich die Spur des Marſches einer Anzahl von Spongioblaſten. Solche Märſche wiederholen \ſi<h von Zeit zu Zeit entlang derſelben Faſer, ſo daß dieſe nah und nah di>er wird, und zwar durch den Anſaß neuer Hornſchichten, woher ſie ein ſtreifiges Anſehen, wie Holz durch die Jahresringe, erhält. Die übrige Maſſe des Körpers beſteht hauptſächlich aus einer ſogenannten intercellulären Subſtanz, d. h. ſie ſeßt ſi< nicht ſelbſt aus Zellen zuſammen, ſondern iſt ein bindegewebartiges Abſcheidungsprodukt der in ihr eingeſtreuten Zellen. Von dieſen gibt es außer den Spongioblaſten mehrerlei Arten, die zum Teil auh beweglich ſind und als Vermittler der Ernährung (gewiſſermaßen als Blut) dienen, zu Geſchlechtsprodukten werden 2c.

Auf der ſ{hwarzen Außenſeite bilden feinſte Faſern ein dichtes Net, aus dem hin und wieder kleine Kegel, die Enden von innen na<h außen verlaufender ſtärkerer Faſern \i{ erheben. Die Maſchen des Neßes ſind gleichfalls von bindegewebiger Subſtanz ausgefüllt, in welcher unter dem Mikroſkop zahlreiche, meiſt zu konzentriſhen Kreiſen angeordnete Faſern bemerkbar ſind. Dieſe beſizen im lebendigen Shwamm die Fähigkeit der Bewegung und umgeben feine Poren, welche ſie erweitern, verengern und {ließen können. Die Poren führen in enge, zentripetal verlaufende Kanäle, welche ſi< bald zu größeren vereinigen, die ihrerſeits wieder zu weiteren zuſammentreten und endlich als weiteſte Kanäle in einen zentralen Hohlraum (den Magenraum) münden, der nah unten ſa>artig geſchloſſen iſt, nah oben aber dur eine Öffnung (den Schornſtein, osculum) mit der Außenwelt in Verbindung tritt.

Die Kanäle ſind größtenteils mit platten Zellen (ſogenanntem Pflaſterepithel) ausgekleidet, erweitern ſih aber ſtellenweiſe zu in traubigen Gruppen ſtehenden kugelförmigen Hohlräumen, in denen die Zellauskleidung eine auffallend abweichende Geſtalt annimmt. Die Zellen verlängern ſi<h nämli<h zu langen Prismen, welche am freien Ende oberhalb einer hal8sartigen Einſchnürung ſi< wieder kragen- oder trihterartig verbreitern und hier eine lange Geißel tragen. Das ſind die Geißel- oder Kragenzellen, welche einzeln eine ſehr große Ähnlichkeit mit gewiſſen Fnfuſorien haben, weshalb, wie erwähnt, manche Forſcher in den Shwämmen nux Kolonien folher Fnſuſorien ſehen. Die Hohlräume, in denen dieſe ſonderbaren Zellen ſi< befinden, heißen die Geißelkammern oder Wimperkörbe.

Bei geöffneten Hautporen ſ{<hwingen nun die Geißeln der Geißelzellen in zentripetaler Richtung und peitſchen dadurch das in den Kanälen zwiſchen ihnen und der Außenſeite (zuführende Kanäle) befindliche Waſſer zunächſt in die großen einfachen, zwiſchen den Geißelkammern und dem zentralen Hohlraum befindlihen Kanäle (abführende Kanäle), dann weiter in dieſen ſelbſt. Jn dem Maße aber, wie das Waſſer in den leßteren getrieben wird, ſtrömt fortwährend friſches dur die Poren nach, und das im Zentralraum befindliche muß notwendigerweiſe dem nachdringenden Plaß machen, es muß ausweichen, kann das aber nur dadur<, daß es durch den Schornſtein nach außen tritt. Wird der Shwamm bei dieſer Thätigkeit geſtört, oder vielleicht auh, wenn ex ruhen (ſ<lafen) will, dann ſchließt er mittels der erwähnten elaſtiſhen Faſern ſeine Hautporen und ſtellt das Spiel ſeiner Geißeln ein, wodurch die Zirkulation des Waſſers durch das Kanalſyſtem ſeines Körpers aufhört.

Damit unterbricht die Spongie aber auh ihre Ernährung und ihre Atmung, denn mit dem Waſſer werden in demſelben befindliche feinſte Teilchen organiſcher Stoffe und der demſelben mechaniſh beigemengte Sauerſtoff hereingegeißelt. Als Atmungswerkzeuge dienen höchſt wahrſcheinlih mittels ihrer Kragen die Geißelzellen, und die Ernährung dürfte ſi in den zuführenden Kanälen vollziehen. Und zwar dringt (durh welche Vorgänge, iſt noh unbekannt) die Nahrung zwiſchen die auskleidenden Zellen derfelben in das Körperparen<hym (ſogenannte intracelluläre Verdauung), wird hier von gewiſſen beweglichen