Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

644 Hohltiere. Dritter Unterkreis: Shwämme; zweite Klaſſe: Gemeinſ<hwämme.

aufs genaueſte übereinſtimmen, aber unter den glatten Nadeln einzelne mit fnotigen Erhebungen zeigen. Wieder andere Stöcke haben zahlreiche derartige Knotennadeln, die ſogar in wieder anderen Stücken einen <harafteriſtiſhen Beſtandteil unter der Form a? und a“ der Abbild. S. 642 auszumachen ſcheinen. Der Syſtematiker der alten Schule iſt froh, endlih eine neue Art machen zu können. Sie iſt nichtig, weil eben bei Erweiterung des Beobachtungsgebietes und Erweiterung des Beobach: tung8materials die Artenmerkmale unter der Hand verloren gehen oder in neue vermeintlihe Merkmale übergehen.

Jn dieſer Hinſicht ſind auh jene Bogennadeln ſehr dankbar geweſen, wie Þ® vor allem aber die dreizähnigen Doppelhaken a? und das Doppelgrabſcheit þ“ Formen aus einer faſt unüberſehbaren Reihe von Verkieſelungen von eten Zellen.

Dieſe in der Verwandlungsangelegenheit eine ſo große Nolle ſpielenden Desmacidinen ſind, wie ſo ſehr viele Shwämme, ihrer äußeren Form nach abſolut niht zu charakteriſieren. Sie fommen vor als dünne oder didere Kruſten in Strauch- und Baumform, als Nöhren und Knollen.

Die Abbildung auf S. 643 zeigt eine der ſo häufig vorkommenden Vergeſellſchaftungen verſchiedener Shwämme. Die Grundlage bildet auf einem Steine ein ſi< gabelnder Tangſtengel. Links auf dem noh unverzweigten Stamme ſitt ein vieläſtiger Shwamm, der ein Mittelding zwiſchen der bei Algier vorkommenden Clathria morisca und der Gattung Dezmacidon iſt. Rechts auf dem inneren Aſte des Tanges hat ſih eine gelappte Alge befeſtigt, und dieſe iſt völlig von einer Desmacidine von ſ{mußigem Gelb überzogen. Oben endlih wird die gemiſchte Anſiedelung von einem ſehr gemeinen Hornſhwamme gebildet, der im friſchen Zuſtande gewöhnlich violetten Spongelia pallescens.

Einen intereſſanten Kieſelhornſhwamm des Mittelmeeres (Axinella polypoides) zeigt uns die nebenſtehende Figur. Das ſchön \{<wefel - bis braungelbe Tier iſt ein Sto> mit zahlreichen Perſonen, deren Schornſteine in flachen Gruben liegen. Fhr Bau iſt ſtrahlig, und meiſt haben ſie a<ht Strahlen, was zuſammen mit einer im Jnneren des Shwammes vorhandenen feſteren Achſe demſelben eine weitgehende Ähnlichkeit mit einent actſtrahligen Rindenpolypen verleiht.

Die Challenger-Expedition hat eine Menge Arten von Monaktinelliden aus verſchiedenen Tiefen mitgebra<ht, von denen eine der merkwürdigſten die auf S. 645 abgebildete Esperiopsis Challengeri iſt. Sie ſtammt aus dem Meere öſtlih von Celebes aus 3320 m Tiefe und zeigt einen auffallend regelmäßigen Bau.

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Ahſenſ<hwamm (Axinella polypoides). Natürl. Größe.

Die in ihrer Thätigkeit ſtärkſte und darum wichtigſte und intereſſanteſte Gattung iſt der Bohrſ<hwamm (Vioa). Seine Bedeutung reicht weit über die des Badeſhwammes. Wenn dieſer nicht exiſtierte, würden Erde und Menſch genau dieſelbe Geſtalt, dieſelbe Kultur beſizen wie heute. Es gäbe nur keine Shwammfiſcher, und die Großhändler bereicherten ſih niht auf Koſten dieſer armen, geplagten Menſchen. Daß man ohne Badeſchwamm ſich rein waſchen kann, beweiſt unſere tägliche Beobachtung.

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