Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

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Vierſtrahl- und Sehsſtrahlſ{hwämme.

Dritte Drdnung. Die Sechsſtrahl- oder Glasſ<hwämme (Hexactinellidae).

Die meiſten der mit dem Namen Glasſhwämme bezeihneten Shwämme zeihnen ſih dadur< aus, daß ihr na<h Abſpülen der ſehr geringen weihen Körperteile übrigbleibendes Kieſelſkelett einem feinen Glasgeſpinſt gleiht. Mögen nun die während des Lebens abgeſchiedenen Kieſelgebilde iſolirt voneinander beſtehen und nur dur Widerhaken und Fortſäße ſowie durch das klebrige Protoplasma miteinander in Verbindung bleiben, wie es der Fall iſt in der Unterordnung der Lyſſakinen, oder mögen ſie miteinander verſhmolzene und zuſammenhängende, an Zierlichkeit alle menſhlihen Produkte weit übertreffende Geflehte bilden, wie bei den Diktyoninen, immer iſt die Geſtalt, welche dieſen Bildungen zu Grunde liegt, der Achſenſtern des Würfels. Der regelmäßige Sechsflächner oder Würfel des Geometers und Mineralogen wird durch drei gleiche, ſih unter rehten Winkeln \ſ{hneidende Achſen beſtimmt. Dieſe Achſengeſtalt, auf noh unerklärte Weiſe aus organiſhen Grundlagen hervorgehend, iſt das harakteriſtiſche Merkmal dieſer ſhönen und merkwürdigen Ordnung der Schwämme. Aber dieſe Grundgeſtalt kann den weitgehendſten und ſonderbarſten Veränderungen unterliegen, ſowohl dur<h Reduktion der Strahlen als au< durch allerlei Umgeſtaltungen einzelner oder aller derſelben. Was die Reduktion betrifft, ſo kommen vor Fünf-, Vier-, Drei: und Zweiſtrahler, die leßteren ſelten einen Winkelhaken, ſondern meiſt einen geſtre>ten, ſheinbaren Einachſer bildend, der in dem Wurzelſchopf großer Exemplare von Uyalonema eine Länge von 60 cm erreihen kann. Faſt immer aber läßt ſih an den Nadeln die urſprüngliche ſe<hsſtrahlige Natux nachweiſen. Die Skelettelemente der Hexaktinelliden ſind nämlih ſo wenig durchaus ſolide Gebilde wie die der Tetraktinelliden, Halichondrien und Kalkſhwämme. Die meiſten der Nadeln ſämtliher Shwammordnungen enthalten vielmehr in allen ihren Strahlen einen feinen Kanal, der im Leben von einem Protoplasmafaden erfüllt iſt. An allen Nadeln der Hexaktinelliden, ſelbſt wenn ſie ſcheinbare Einachſer ſind, läßt ſi<, abgeſehen von dem Kanal in den beiden übriggebliebenen Hauptſtrahlen, irgendwo eine Stelle nahweiſen, an der jener Hauptkanal von zwei ſi<h rechtwinkelig kreuzenden, ſehr kurzen Kanälen wieder unter rehtem Winkel gekreuzt wird.

Die Umgeſtaltung der Strahlen ſchafft Formen von einer Eleganz und Verſchiedenheit, wie ſie die Phantaſie kaum erdenken kann, und nur die ſpäter zu erwähnenden Radiolarien übertreffen ſie in dieſer Beziehung. Die Spißzen der Strahlen können durch zierlih geza>te Scheibchen abgeſtumpft werden, oder ſie können ſi< auflöſen in einen Buſch feinſter und regelmäßig angeordneter Stachelhen, die ihrerſeits wieder in der verſchiedenſten, aber immer zierlihen Weiſe gebogen und an den Enden verbreitert ſind. Eine in der Familie der Hyalonematiden aus der Unterordnung der Lyſſakinen 1weitverbreitete Form, die ihrer äußeren Ähnlichkeit mit den an Gemmulaeſchalen der Süßwaſſerſhwämme vorkommenden Amphidisken wegen, mit denen -ſie ihrer phyſiologiſchen Leiſtung nach ſi gar nicht vergleichen laſſen, von ihren Entde>ern auh Amphidisken genannt wurde, ſtellt kurze, derbe Pſcudoeinachſer dar, welche an beiden Enden ſchirmartig zur Mitte hin zurü>gebogene, am Ende geza>te Ankerplatten tragen und daher ausſehen wie zwei mit den Griffen verbundene Regenſchirme.

Bei den Lyſſakinen, welche meiſt mit einem Schopf oder mit mehreren im Shlamme des Meeresbodens ſte>en und deshalb ſeiner Zeit von Max Schulze Lophospongiae, „Schopfſhwämme“, genannt wurden, ſind Ankernadeln beſonders in den Wurzelſchöpfen