Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Gemeiner Crangon. Pontonia tyrrhena, Typton spongicola. DS umgebenden Sande liegt. Nun wird der Nußen der eigentümlichen Färbung offenbar: die dicht bei einander ſtehenden Fle>en in verſchiedenen Tinten von Braun, Grau und Rot gleihen den Farben des Sandes ſo vollkommen, daß man die Garneele, die man noch eben ſih hat vergraben ſehen, im nähſten Augenblide niht mehr unterſcheiden kann. Nur die an der Spitze des Kopfes, wie die Dachſtubenfenſter auf den holländiſchen Häuſern, angebrachten Augen ſtehen wie ein paar Wachtpoſten leuhtend hervor, und ſo liegt das Tier ruhig und vor den meiſten Feinden ſicher, wenn nicht die eiſerne Lippe des Schleppneßes den Sand aufrührt und die armen Garneelen. aufſtört und in die Mündung des Nebes treibt.“

Ähnlih wie der Fang der Garneelen an der engliſchen Küſte iſt er natürlich überall, nur daß in der Negel die armen Fiſcher ihn nicht ſo großartig mit Hilfe eines Noſſes betreiben, ſondern ihre kleineren, über eiſerne oder hölzerne Rahmen geſpannten Nebe ſelbſt ſchieben oder ziehen.

Eine der ſchönſten, den Crangons ſih anreihenden Garneelen iſt die nur im Mittelmeere ſih findende Lysmata seticauda, deren forallenrote Körperfarbe mit weißlichen Längsſtreifen ſie vor allen kenntlih macht.

Daß in wärmeren Ländern, beſonders in tropiſhen und in erſter Linie in dem an Süßwaſſer überreihen Südamerika, aber auh ſhon in Südeuropa, viele Garneelen in Flüße, Bäche 2c. eindringen, wurde erwähnt. Von den meerbewohnenden wäre, mit Übergehung anderer, wegen ihrer eigentümlichen LebenSweiſe die Pontonia tyrrhena hervorzuheben. Dieſer im Adriatiſhen und Mittelmeer niht häufige Krebs lebt für gewöhnlih paraſitiſh in der großen Ste>muſchel, als deren Gaſtfreund wir oben auh einen Pinnotheres kennen gelernt. Er birgt ſih jedoch auch niht ſelten in Shwämmen. Ein faſt ausſc{ließlih in dieſen ſih aufhaltendes Tier iſt Typton spongicola. 1) Pontonia tyrrhena. 2) Typton spongicola. Beide natürl. Größe. Die Scheren des zweiten Fußpaares : | ſind ſehr entwi>elt, und immer erreiht die eine, mehr als die andere vergrößerte faſt zwei Drittel der ganzen Körperlänge. Die Farbe iſt lihtbräunlih, uud die geſhle<tsreifen Weibchen zeihnen ſih durch eine mennig- oder faſt korallenrote Farbe des großen Hinterleibes aus. Wenn die kleinen, faum 2!/2 em langen Weſen, denen die große, keulenartige Schere ſehr komiſh ſteht, in Furt geſeßt oder erzürnt werden, bringen ſie dur< Aneinanderſhlagen der Scherenglieder genau den ſhnalzenden Ton hervor, welcher entſteht, wenn man den Zeigefinger vom Daumen auf den Ballen ausgleiten läßt. Weiter geht aber der fomiſh ausſehende Schelm nicht, der ſih einem mit ungeheurer Pritſche ausgerüſteten Polichinell vergleichen läßt. Dagegen ſind ritterliche Erſcheinungen die verſchiedenen Arten von Palaemon und verwandten Gattungen, welche zuſammen eine eigne Sippe der Palämoniden bilden.

Jhr Kopfbruſtſtü> geht vorn in einen ſäbelförmigen Schnabel aus, deſſen obere Kante gezähnelt iſt. Der Vergleich mit dem Ritter läßt ſih niht weiter führen, obgleih Goſſe es verſucht bei ſeiner Schilderung des in den nordiſchen Gewäſſern beſonders gemeinen

“ Palaemon serratus. Was hilft es, gerade von ſeinem Panzer hervorzuheben, daß die

Platten fo genau auf- und aneinander paſſen, daß das Tier wie ein wahrer Soldat und