Cèrnagora

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Hilfsmittelu und an zwecmäßigen Lehrmethoden, fo, daß ſelbſt der bloße Unterricht im Leſen und Schreiben mehrere Jahre wegnimmt. Das Ritual iſt das einzige Buch, das jeder Geiſtliche hat, und bildet mit dem Horologium und dem Pſalter feine ganze Bibliothek. Unter ſolchen Umſtänden iſt es nicht zu verwundern, daß, was man Religion nennt, ſowohl beim Prieſter als beim Volke größtentheils in der Beobachtung der kirchlichen Feſte und äußerlichen Gebräuche beſteht. Die Zahl der Weltgeiſtlichen ſhäßt Karadzié für das ganze Gebiet auf zweihundert. Jeder Cèrnogorer fann Geiſtlicher werden , fobald ihn nur der Vladika weihen will. Ein ſo gewordener Prieſter darf aber nicht eher als bis nah dem nächſten Feſte der heil. drei Könige Pfarrerverrichtungen ausüben. Um dieſe Zeit jeden Jahres vertheilt der Vladika die Häuſer nach der jedesmaligen Zahl der Prieſter, ſo, daß jeder bald mehr bald weniger erhält. Da die Eiyfünfte der Geiſtlichen an Stolagebühren zu gering ſind, als daß ſich davon leben ließe, ſo ſind ſie wie alle anderen Cèrnogorer genöthigt, Feldbau und Viehzucht zu treiben. Einige handeln auh mit Vieh, Castradina und anderen Artifeln. Jn Cetinje hat ein Geiſtlicher ſogar ein Wirthshaus, und ſchenkt, mit der Piſtole im Gürtel, während die Flinte an der Wand prangt, ſeinen Gäſten perſönlih Wein und Branntwein ein. Manche bekleiden zugleih au< weltliche Würden, wie die eines Sèrdar’s, Voivoda’s 1c, Auch iſt in gewiſſen Familien die Würde eines Erzprieſters