Cèrnagora

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gnalement der Jungfrau — vom Kopfe rieße. Schon der verſtorbene Vladika eiferte beſonders gegen den Mädchenräub, weil er der Blutrache ſtets reiche Nahs rung gibt. Peter II. iſt es gelungen, dem Mädchenraube gewaltig Einhalt zu thun, und dieſes trübe Erbſtü> eines Barbareuthums dürſte im Schimmer der jezigen hochländiſchen Morgenröthe ih eheſtens auflöſen. —

Demjenigen, welcher einem jungen Cèrnogorer die erſte Haarſchur leiſtet, wozu nur begünſtigte Freunde gewählt werden, kömmt durch dieſe Ceremonie, die als Familienfeſt begangen wird, die Gevaterſchaſt wie bei Beſchneidung der Türken und Juden zu ; der Gevater tritt von dieſem Augenbli>e an in geiſtige Verwandtſchaft mit dem Geſchorenen. — Zu ihren öffentlichen Unterhaltungen verſammeln ſie ſich auf einem freien, wo mögli grünen Plage vor ihren Ortſchafse tenz die nahe bei Cetinje wohnenden Familien ziehen wol vor, zu derlei Unterhaltungen ins CetinjeThal hinabzuſteigen. Im Weitlaufen, im Springen über 7bis8 Schritt breite Gräben und dem Werfen mit bis zu 50 Pfund ſ{<hweren Steinen bringen es die Meiſten zur ſtaunenswerthen Fertigkeit; überhaupt ſind Kraftübungen die Lieblings-Unterhaltung des Cèrnogorers. Wir ſahen einen Hochländer nit beinahe fabelhaftem Muthe gegen einen Bären zu Felde ziehen. Er umwand den linken Arm mit Stri>en, hielt in der Rechten den Handjar, und ging ſo, Ivo’s Leben ſingend, an die Beſtie. Den linïen Arm reichte er