Cèrnagora

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Frühlingsfräuter zu pflücken, vorzüglich ſolche, die zur Bereitung von Liebestränken gebraucht werden, ſie werfen dieſe Pflanzen in Waſſer, welches unter dem Mühlrade, als dem Sinnbilde des Glücksrades, ge<öpft iſt, und in der Frühe des folgenden Morgens waſchen ſie ſh mit dieſem Waſſer, in der Hoffnung, dadurch ſi zu verjüngen wie die Natur, deren geheimnißvolle Dünſte ſie damit einathmen; darauf ſte>en ſie ſich friſche Blumenſträuße hinters Dhr oder in den Gürtel und ziehen in die Kirhe. Während deſſen läßt jeder Familienvater das Blut eines Lammes vor ſeiner Schwelle fließen ; das Lamm wird in einem Stüe gebraten und zum großen Familienmahle aufgetiſchtwelches man zu Ehren St. Georg's, des Schubpatrons der ſlaviſchen Stämme und des allgemeinen Beſchügers der A>erbauer, einnimmt. Sie halten den von St. Georg getödteten Drachen für den leibhaften, bôſen Geiſt des eiſigen Winters. D

Unglü>licher Weiſe verſhmähen die gebildeten, d. h. die frankoniſirten, Griechen-Slaven dieſe Spiele bie ihnen das heilige, edle Alterthum überliefert hat, ſie bedauern ihre Unbefanntſchaſt mit unſeren Balltänfen und erröthen bei dem Gedanken, daß man ſie für bloße Barbaren anſehen könne. Auf ſolche Weiſe führt die Verachtung, welche die Franken gegen Sitten, die ihnen unverſtändlich ſind, an den Tag legen, die orientaliſchen Liberalen auf Abwege und treibt ſie an, ihr Land von Allem, was ihm poetiſchen Reiz und Lebensfülle verlieh, zu entfleiden.“

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