Cèrnagora

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Fehltritt ihres Pflegevaters, des Cèrnojerié Ivo, und die verhängnißvolle Heirat StaniSa?’s mit einer Lateinerín zu büſſen. Nach den Begriffen des finnlichen Orients darf ein Souverain nicht außerhalb ſeines Volkes ein Weib wählen, denn das Herrſchergeſchle<t muß vom reinſten Geblüte ſein und gleichſam die Quinteſſenz des Volksthums darſtellen, gleichwie die Kinder das Ebenbild ihres Vaters ſind. Die Vermählung mit einer Fremden iſſt ſona< ein Verſtoß gegen die Geſetze der patriarchaliſhen Geſellſchaft, daher auch die jebigen Sultane, gleih den ehemaligen Königen Perſiens, den ehemaiigen rufſiſhen Caren und den legten ſerbiſhen Kraljen, den Ahnen der Cèrnojevié, nur Töchter ihres Landes freien.

Der Herrſcherſtamm Tvo?'s des Schwarzen überlebte niht lange den Abfall Stanisa’s; fein leßter Sproſſe, Georg, vermählte ſih ebenfalls mit einer Venetianerin, die dem Häuptlinge des Gebirges einen Widerwillen gegen fein rauhes Vaterland einflößte. Alſo verlies Georg Cèrnagora, um im Genuſſe der üppigen Freuden Venedigs ungeſtört zu leben, und Cèrnagora, das, von innerem Zwieſpalt zerriſſen, gegen den eindringenden Feind feine andere Wehre als den Fluch ſeines Biſchofs, des Vladika German, hatte, beugte ſi<h unter dem Joche Osmanli's. Die Abfallgenoſſen Stanisa’s kehrten zurü> in?s Gebirge, eroberten die Feſte Obod und bemächtigten \ſi< dex Handespläze ihrer chriſtlihen Brüder, die auf ſolche Weiſe bis zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts