Cèrnagora

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Jn der phyſiſchen Kraft dürfte den Cèrnogorer fein Erdenbewohner übertreffen; ſelbſt die Weiber hüpfen mit der {werſten Laſt den ſteilen Fels fingend hinan. Jm Bergſteigen, im Überſpringen von ſcauerlihen Klüften wetteifern ſie mir der Gemſe des Berges.

Die Ausdauer des cèrnogoriſchen Kriegers überſteigt alle unſere Begriffe davon, und kann nur dur ſeine überſhwänglihe Vaterlanvsliebe glaublih erſcheinen. „Die erſtaunliche Thatkraft, welche den cèrnogoriſhen Weibern inwohnt, wiſſen ihre kriegeriſchen Eheherren wohl zu benügen, indem ſie ihnen die \<werſten Arbeiten aufbürden. Mit ungeheueren Laſten beladen, ſieht man ſie leihten Fußes am Rande der Abgründe dahingleiten, und oft, als fühlten ſie faum ihre Bürde, drehen ſie dabei in der Hand die Spindel und plaudern mit einander. Geht ein glavar vorüber oder eine vornehme Perſon ihres Ge\chle<tes, ſo unterlaſſen ſie nie, unter tiefer Verbeugung ihnen die Hand zu füſſen.“

Ein geſunder Verſtand, freier, ſtolzer keuſcher Sinn, den [ſo viele mißverſtehen , männlicher Ernſt, Muth und Gutherzigkeit, Liebe zu Gott, zu ſeinen Bergen, zu ſeinem Weibe, dem Gebiether, den Stammbrüdern und den Sitten und Gebräuchen ſeiner Vorfahren, Gaſtfreundſchaft, Mäßigkeit und edle Einfahheit — dieß alles getauht in Schwärmerei — iſt das Bild der Cèrnogorer's.