Cèrnagora
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Das cèrnogoriſche Weib iſt niht, wie bei uns, des Mannes Spielwerk und das Ziel ſeiner Begierden allein; ſie iſ ſein heiligſtes Kleinod, verdient aber auch dieſe Würdigung vollkommen. Jhre Sitten „tragen deutlih das Gepräge des geſellſchaftlihen Zuſtandes, in dem ſie leben. Sie ſind die ſſttäten Gefährtinnen der Krieger und ſpiegeln ſih wohlgefällig in dem Bilde, welches nachſtehendes Gedicht von ihnen entwirft :
Das cèérnogoriſche Weib.
„Ein Haiduk ruft wehklagend auf dem Berge: „Armer Stanisa, verflucht bin i<h, der Dich ungerächt fallen ließ!“ Und tief unten im Thale von Suza hört die Gattin Stanisa’s dieſen Ruf und vernimmt, daß ihr Gatte fiel. Alsbald ergreift die feurige Chriſtin ein Gewehr, ſtürzt fort, und verfolgt die grünen Pfade, auf deaen die Mörder ihres Gatten herabſtiegen; fünfzehn Türken, an ihrer Spize Cengié-Aga. Als ſie Cengié-Aga erbli>t, nimmt ſie ihn auf's Korn und ießt ihn auf der Stelle todt. Die übrigen Türkeu, erſhre>t durch die Kühnheit dieſes Heldenweibes, fliehen, und laſſen ſie ungehindert den Kopf ihres Anführers abſchneiden, den ſie mit in ihr Dorf nimmt. Darauf ſchreibt Fati, die Witwe Cengié?s, an die Witwe Stanisa’s: „Chriſtenweib! Du haſt mir beide Augen ausgeriſſen, indem Du meinen Cengoié-Aga getödtet ; biſt Du alſo