Cèrnagora
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eine e<te Cèrnogorin, ſo kommſt Du morgen allein an die Grenze, wie au< ih mich allein dort einſtellen werde, auf daß wir uns mit einander meſfen, und ſehen, wel<he von uns beiden die beſte Gattin war.“ Die Chriſtin wirft das Frauengewand ab und legt die erbeuteten Kleider und Waffen Cengié’s an, nimmt ſeinen Jatagan, ſeine beiden Piſtolen und ſeine glänzende DZeſerdare , beſteigt den ſtolzen Renner des Aga und fliegt dahin über die Pfade von Suza. Bei jedem Felſen ruft ſie: „Wenn hier ein cèrnogoriſher Bruder im Verſte>e liegt, tôdtet mi< niht, i< bin kein Türke, ih bin ein Kind von Cèérnagora.“ Aber als fie nun auf der Grenze anlangt, ſieht ſie, daß die treuloſc Bula ihren Djever mitgebracht hat, der auf hohem, ſ{<warzem Roſſe wuthentbraunt gegen die junge Chriſtin heranſprengt. Dieſe aber erwartet ihn ſonder Furcht; mit ſicherer Kugel trifft ſie ihn in?s Herz und trennt dann fein Haupt vom Rumpfe; die fliehende Bula aber holt dieſe ein, führt ſie gefeſſelt als Sklavin mit ſi< nah Suza, wo ſie ihre Kinder, die Waiſen Stani= sSa's in Schlaf wiegen muß. Und als nun die Bula ihr ſo fünfzehn Jahre lang gedient, entläßt ſie ſie frei zu den Jhrigen.44 —
Die cèrnogoriſche Frau iſ in moraliſcher Hinſicht feineswegs bloß das Spielzeug des Mannes, wie dieß nur zu oft in civiliſirten Ländern der Fall iſt. Hier iſt ſie wahrhaft unverlezbar; darum kann
ſie ſi< au< ohne Bedenken ſelbſt dem Fremden an-