Das Autoritäts = Prinzip und die Revolution von 1789
14 Die Reaktion in Frankreich.
niſten haßten als religiöſe Leute die irdiſche Größe und hießen: als Fataliſten das menſchli<he Elend gut, ſie hatten als echte Bourgeois das Gleichheitsgefühl nah oben und das Ungleichheitsgefühl nah unten, ganz wie die Voltairianer. Sie ſtimmten daher vollkommen mit Dieſen betreffs der Ein= ziehung der Kirchenſchähße überein. Dazu kam, daß die Maſſe Skandale, zu denen das Leben der höheren Geiſtlichen Anlaß gab, ihren moraliſchen Sinn empörte. So war es z. B. be= fannt, daß Mademoiſelle Guimard, die Geliebte des Biſchofs Jarantes, geiſtlihe Pfründe hinter den OVpernkouliſſen ver= ſchenkte, daß der Erzbiſchof von Narbonne in einer ſeiner Abteien einen ganzen Harem unterhielt, daß der Kardinal von Montmorency öffentlich mit einer Aebtiſſin zuſammenlebte, ja daß die Bernhardiner in der Abtei Granſelve eine ganz kleine Stadt mit einem eigenen Damenquartier und mit allzeit gedeten Tiſchen für ihre Orgien eingerichtet hatten. (Das Leben daſelbſt i von einem Augenzeugen, dem royaliſtiſchen und fklerifalen Schriftſteller Montegaillard im zweiten Bande ſeiner Histoire de France beſchrieben worden.) Hätte man ſih nun damit begnügt, die Schäße der Kirchenhäupter einzu=ziehen, ſo hätte man ſie gezwungen, entweder nachzugeben, oder einzugeſtehen, daß ihrer Oppoſition Habgier zu Grunde lag. Aber man taſtete ihre Disciplin an und ſchuf ihnen ſolchergeſtalt einen Vorwand zum Widerſtande. Jede Modi=fikation der äußeren Formen des Kultus gab ihnen Anlaß zu dem lauten Geſchrei, daß die Religion in ihren Grundveſten erſchüttert ſei. Die niederen Geiſtlichen wagten daher faſt niemals den Eid auf die Verfaſſung abzulegen. That Einer es, ſo ward der geringe Lohn, den er vom Staate empfing, mit dem Blutgelde des Judas verglichen, obſchon man es früher ganz in der Ordnung fand, daß die Biſchöfe Paläſte und Gärten beſaßen, und in jeglicher Art Lebensgenuß ſhwelgten, während die niedere Geiſtlichkeit zur ſelben Zeit förmlich aus8gehungert ward.
Der Einzige, welcher, ohne Voltairianer oder Janſeniſt zu ſein, an der Diskuſſion über die Kirchenverfaſſung Theil nahm, war Robespierre. Er hob Rouſſeau's „bürgerliche Religion“