Das Autoritäts = Prinzip und die Revolution von 1789

16 Die Reaktion in Fraukreich.

‘dieſen Prieſtern eingeſegneten Ehen entſprängen, als Baſtarde zu betrachten ſeien, ja daß der Fluh Gottes auf der Wiege jedes ſolchen Kindes laſte. Bald wurde ein verfaſſungsmäßiger Prieſter mit Steinwürfen in der Kirche verfolgt, bald ein anderer an dem Kronleuchter des Chores erhängt. Die Kirchen, welche die Nationalverſammlung hatte ſchließen laſſen, wurden mit Axthieben geöffnet. Jn einzelnen Departements zogen mörderiſche Banden von Pilgern unter der Führung von Prieſtern über die Felder, mit Flinten und Spießen bewaffnet. Am ſchlimmſten ging es in der Bretagne zu. Wenn dort der ſ{li<te Bauer viele Meilen weit von ſeinem Kirchſpiele fortgewandert war, um einen echten, d. h. unbeeidigten Prieſter zu hören, und dann bei ſeiner Heimkehr ein Dübend ſeiner Dorfgenoſſen aus der eigenen Kirche herauskommen ſah, wo ſie in aller Gemächlichkeit den neuen Prieſter gehört hatten, war ſein Haß ſo unbändig, daß er ſich zu jeder Gewaltthätigkeit berechtigt glaubte, zu der er von kirchlicher Seite aufgeheßt wurde.

Als jetzt die geſeßgebende Verſammlung zuſammentrat, gab es keine Stände mehr. Der Adel war ausgewandert, und die höhere Geiſtlichkeit rief im Exil den Beiſtand der fremden Höfe an. Die niedere Geiſtlichkeit war fanatiſch kontrarevolutionär und hette die unwiſſeude Menge gegen die Freiheit auf. Die Sprache, welche jeht in der Verſammlung geführt wird, iſt himmelweit verſchieden von der früheren. Die ſtehende Anklage wider die Religion i} die naiv formulirte, daß ſie nicht mit der Verfaſſung übereinſtimme, und wider die Geiſtlichkeit, daß ſie aus\hließli< darauf ausgehe, ihre Güter und Schätze zurü> zu erlangen. Die Lügen und Gewaltthaten der Pfaffen haben die Stimmung aufs Aeußerſte gereizt. Wenn fi<h ein paar perſönliche Stimmen vernehmen laſſen, wie die des Dichters André Chénier, welcher äußerte, daß die Prieſter den Staat nicht ſtörten, wenn dieſer ſih niht mit ihnen beſchäftige, oder wie diejenige Talleyrand’'s, welcher ſagte, da keine Religion ein Geſetz ſei, dürfe auch keine Religion ein Verbrechen ſein, fo iſt es doch jeßt die Voltaire’ſche Entrüſtung, welche für eine lange Zeit allein das Wort hat. i

Dieſe Zeit iſt die Periode der Girondiſten, und der