Das Autoritäts = Prinzip und die Revolution von 1789

Die Revolution. 19

von Rom“ adreſſirt. Jm Namen der Republik {reibt Madame Roland an den Papſt: „Du oberſter Prieſter der römiſchen Kirche, Du Fürſt eines Staates, welcher Deinen Händen entſchlüpſt, wiſſe, daß Du Staat und Kirche nur durch ein uneigennüßiges Bekenntniß jener evangeliſchen Grundſäße bewahren kannſt, welche die reinſte Demokratie, die zärtlichſte Menſchenliebe und die vollkommenſte Gleichheit athmen, und mit welchen die Statthalter Chriſti ſich nur zu ſ{<hmüc>en gewußt haben, um eine Herrſchermacht zu vermehren, die jeßt vor Alter zuſammen bricht. Die Jahrhunderte der Unwiſſenheit find dahin“.

N Worte gleich dieſen nehmen ſi<h wie Perlen zwiſchen Bleifugeln aus, wenn man ſie neben das Uebrige hält, was geſchrieben und gefagt wurde. Die Zeit der ruhigen Ueberzeugung iſt um, die Zeit der entfeſſelten Leidenſchaſten hat begonnen. Und die Leidenſchaften folgen der Spur der Ueberzeugungen. Der Haß gegen den Katholiciêmus erreicht ſeinen Höhepunkt Dieſer Haß flammt wie eine einzige Lohe über Frankreich. Es iſt die goldene Zeit der Klubs.

Die Cordeliers hatten ihren Klub in einer Kloſterkirche. Chateaubriand hat denſelben als Augenzeuge in ſeinen Memoiren beſchrieben. Alle Gemälde, alles Schnitzwerk, Tapeten und Vilder waren herabgeriſſen, nur das bloße Skelett der Kirche blieb zurü>. Jm Chor der Kirche, wo Regen und Wind durch die zerſchlagenen Scheiben der Roſe hereindrangen, war der Sih des Präſidenten. Seinen Tiſch bildeten ein paar Hobel= bänfe, die neben einander geſtellt waren. Auf ihnen lag eine Anzahl rother Müßen, und Jeder, der ſprechen wollte, ſette erſt eine rothe Müße auf. Hinter dem Präſidenten ſtand eine Statue der; Freiheit mit zerbrochenen Foltergeräthſchaſten in der Hand. Zimmerholz, zertrümmerte Bänke und Kirchenſtühle, Fragmente zerſchlagener Heiligen bildeten Size und Schemel für den großenf Haufen beſtaubter und wild ausſehender Zuſchauer in” dur<hlöcherten Carmagnolen (ſo nannte man ihre Jacken ){undkmit Hellebarden auf den Schultern, oder die nackten ArmeFüberf der Bruft gekreuzt. Die Redner ſprachen ſich derb und unverblümt aus, jedes Ding wurde bei ſeinem rechten

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