Das Nordlicht. Bd. 1-2

Damit uns ein Leben urwillig erscheine:

Der Mensch will die Schönheit zur Freude genießen, Nicht soll meiner Liebe die Frucht nur ersprießen,

Dir müssen der Seele auch Träume entschweben: Kultur ist ein bacchisches Erdglutenleben,

Und wenn sich die Menschen, aus Traumlust, umschlingen, So soll sie das Feuer der Erde durchklingen;

Und wenn sie, berauscht, tausend Freuden entzünden, Befruchten sich Seelen in heimlichen Schlünden!

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Ein Weib im Saal vergißt des Adels Hoheit. Die Brunst erhitzt die Lust zu schwüler Roheit. Das Marterschauspiel voller Blutvergießen Erweckte schon ein dumpfes Fleischgelüste, Und als sie einen Sklaven brünstig küßte, Begann sie toll in Wollust zu zerfließen!

Der Jüngling ist im Zirkus aufgefallen.

Sein rotes Kleid, die blanken Achselschnallen Gefielen dort sogleich verschiednen Frauen, Und eine treibt mit ihm die süßen Händel! Noch schwingt zu ruhelos ihr Seelenpendel:

Sie kann sich nicht am Kind zufriedenschauen, Sie küßt sein Haupt und seines Haares Rosen, Doch fühlt sie ihre Gier noch wilder tosen.

Sie hält sein teures Wesen hold im Arme. Nein, Lüste sind es, die sie halb ersticken: Jetzt sieht sie Bilder sich entgegennicken,

Und Finger winken ihr im Traumlustschwarme! Gar feurig glühn des Knaben dunkle Augen, Sie herzt ihn innig, seinen Hauch zu saugen, Doch treulos schwelgt ihr trübes Lustempfinden Bei einem andern, der bereits erblaßte,

Und dessen blondes Haupt sie nie umfaßte!

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