Das Nordlicht. Bd. 1-2

Sie salı ihn kaum, in wildem Schmerz, sich winden Und seinen weißen Leib im Blut verschwinden Er ist dahin, sein heller Blick gebrochen:

Hat er sein letztes Sterbewort gesprochen ?

O könnte er im Traume noch erscheinen,

Um Unverständliches ihr zuzuraunen

Und sie mit blauen Augen anzustaunen!

*

Das Weib erfaßt Wehmut — fast weint es um Weite: Die Seele mag atmen und drängt in das Freie,

Sie will, daß der Buhle sie schweigend begleite!

Auch regt schon der Morgen, voll heimlicher Weihe, Die eigene Stimme aus rauschender Breite.

Das Murmeln und Singen vom innersten Werden Befreit ein Erwehtsein von Erdenbeschwerden.

Sie fühlt sich so locker, voll trautem Entzücken,

Statt sinnlichem Fiebern ein seelisches Schwingen:

Sie glaubt nun, sie könne den Sorgen entrücken,

Und horcht auf ein erdhaftes, innerstes Klingen. Beim Wandeln im Parke erschaudert das Paar,

Die Wunder der Welt sind ihm nahe und klar.

Es sieht, wie verwundert, die Stille sich weiten

Und ruhige Sterne die Nachtbahn durchschreiten, Und beide erkennen die Urzwistigkeiten:

Sie meinen, es dürften die Winde nachlassen,

Und dennoch kann nachttiefer Braus sie erfassen!

Die Nebel entsteigen der goldenen Ferne,

Da spiegeln die Seelen zufriedene Sterne:

Die Umwelt wird munter, und Rom liegt im Schlummer, Auf Wolken wie Kissen verschläft es den Kummer! Fast leichenbleieh scheint jetzt die Herrin der Länder, Wo bleibt das Gebraus seiner Menschenverschwender ? Die Berge erschimmern in ruhigen Linien,

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