Das Nordlicht. Bd. 1-2

Dem Nebelfeld draußen entragen vier Pinien.

Im Park ein Narziß, wie Ovid ihn sich dachte,

Beschaut sich imSchloßteich und horcht aufsein Rauschen:

Ihm wird, als ob Stille bei Sehnsucht erwachte,

Denn immer noch scheint er aus Marmor zu lauschen.

Er fragt und befragt sich im schlummernden Weiher.

Der Geist dieser Statue begreift nicht das Schweigen!

Dann hüllt er sich langsam in flimmernde Schleier,

Da ringsum der Tau fällt und Lichter entsteigen.

Nun werden die Tropfen noch wachsen und schwellen

Und endlich wie schimmerndes Obst sich erhellen,

Wie Keime zu Augen und Knospen ersprießen.

Bald wird auch der Tau sich dem Tage erschließen,

Dann sollen die Tropfen das Sonnlicht empfangen,

Um fallreif und flimmernd im Garten zu prangen.

So sehnt die Natur sich, mit wuchtiger Brunst,

Der Dämmrung entgegen. Auch schwankt schon der Dunst:

Er zweifelt, ob heute das Goldlicht obsiegt!

Vielleicht naht ein Tag, da kein Nebel auifliegt:

Doch nein, denn schon fiebert das Leben nach Licht,

Das Taukränze morgens sich flicht und — durchbricht!

ie Kuppen der Berge sind Eisgötterzelte,

In Triften, auf Felsen liegt überall Schnee, Im Tale erdrosselt der Frühling die Kälte, Und oben verschanzt sich die Winterarmee.

Wenn westliche Winde dann wonniglich wehen, Ergrünt um die Eisburg ein lebender Wall,

Die silbernen Panzer verschrumpfen, zergehen, Und Waldstimmen lispeln vom Schneefestungstiall.

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