Das Nordlicht. Bd. 1-2

Dem Weiher entragt steil die Inselterrasse.

Sie gleicht einem Schiffe, das Wasserkraut hemmt: Im Seerosensumpf steckt die breite Rumpfmasse, Von Blüten ist auch das Verdeck überschwemmt!

Dort oben, am Steinboot, im Frühlaub verborgen,

Enttaucht eine Statue, der Flora geweiht,

Für Lenzopfer braucht da kein Mädchen zu sorgen: Der Ort heißt: das Glück, wo die Kirsche gedeiht.

Es stellte der umbrische, edle Gestalter

Des Bildes die Reine ins friedliche Grün: Jetzt singen die Vögel und tanzen die Falter Davor und umher, wenn die Sträuche erblühn.

So braucht ihr kein Mensch seine Huld zu bezeugen, Und bleibt auch das Standbild im Dickicht versteckt, So mögen die Bäume sich weiter verneigen,

Und jährlich wird Frühlingsglück wieder erweckt!

Flora, du hast dein Italien der Kriege

So herrlich mit Blüten und Träumen verschönt, Dich hätte das römische Volk nach dem Siege Von Herzen zur Göttin der Liebe gekrönt.

Doch brachten Gelehrte, verzückt, Aphrodite, Nach Wanderungsjahren, aus Griechenland heim, i Sie senkten den Blick in die Herzensgebiete,

Das Meer aber gab seinen Erdhimmelsreim.

Die See offenbarte auch ihnen die Liebe

Und hat ihre Rätsel stets weiter entrückt,

Sie zog sie hinein in ihr Wellengestiebe

Und hat sie belehrt und doch niemals beglückt.

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