Das Nordlicht. Bd. 1-2

Wer liebt nicht den goldenen, sichtbaren Bogen,

Das Ende der Welt, das sich ewig entdehnt?

Du weißt wohl und fühlst, du wirst immer betrogen, Und doch folgt ihm stets, wer sich fort von sich sehnt.

Und oftmals erblickst du auch Inseln von Streifen, Wie Reifen, mit Flimmerjuwelen, umsprüht:

Der Mann will das Eiland erreichen, begreifen, Und löst seinen Gürtel, der Keusches umglüht.

Der Grieche zumal schäumte leicht durch die Wogen! Er hat lauter Fernen lebendig erfaßt:

Das Meer ist den tollkühnen Männern gewogen Und trägt seine Last oft zu traumreicher Rast.

Drum hat sich den Griechen der Zauber des Meeres, Am Strand ihrer Inseln, voll Schönheit enthüllt. Sie sahen am Morgen auf einmal ein hehres, Liehtinniges Weib, ganz von Erdbrunst erfüllt!

Das war Aphrodite! Auf schäumenden Kronen Erschien sie und hat ihre Urmilch verschenkt: Sie wollte die Kühnen am vollsten belohnen Und hat Jungfrauaugen vor ihnen gesenkt.

Als Rom von Athen seine Venus empfangen, Da wurde Italien um Flora gebracht!

Nur selten durchglühte die Lust ihre Wangen: Doch so ist die Keuschheit der Blumen erwacht.

O Flora, dich hätte kein Christkind vertrieben, Du wärest, als Göttin der Liebe erkannt,

Die Erdmutter Gottes, die Urfrau geblieben, In der uns Geburtsglut der Gnade entbrannt!

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