Das Nordlicht. Bd. 1-2

Und lebend schon fast zu Skeletten verknöchern. Auch Priester sind unten in lsisornaten,

Und alle die Narren (so schimpft man die Sekte, Von der schon so mancher im Zirkus verreckte) Verteilt man nun wieder an alle Theater

Und spottet: nun rette sie dort ihr Gottvater! Das Christentum aber wird niemand vernichten, Schon steigen die Jünger des Heiles auf Leitern, Bereit, auf die leibliche Lust zu verzichten, Zurück in die Grüfte, die noch sich erweitern. Erglimmt die Begierde zum eignen Entsetzen,

So reißt sich der Christ dort die Kleider in F etzen Und kratzt eine Stätte, mit blutigen Händen,

Im Urbsuntergrunde, zum Gottesdienst aus.

Die Tatsachen formeln sich hier zu Legenden,

Und singt man, so schallt in den Gängen Gebraus. Doch lieben die Christen ihr schreckliches Heim, Und sprechen sie, lispelt die Decke den Reim: Der Reim ist geboren, der Reim ist erstanden,

- Das christliche Lied, in unheimlichen Banden, Vermag aus der Urklage klangwärts zu branden! O Rom, dieses Höhlen durchfrißt deinen Boden, Auf dem du dich rot wie ein Morgen erhoben: Dort trachten sich Christen zusammenzuroden,

Um Gott und den Heiland unheimlich zu loben. Die Leute, die bohrend die Schlünde durchschleichen, Empfinden ein neues, unstillbares Glück,

Sie trachten gemeinsam das Heil zu erreichen

Und finden davon in sich selber ein Stück.

Gar oft, wenn sie betend und schaffend erschlaffen Und fieberdurchfröstelt beim Graben verzagen, Erscheint es beinahe, als könnten Gedanken

Und Geister, allein, weiterschaufeln und schaffen! Die Weiber erkranken: man gräbt kaum, doch Klagen Und Seufzer vermögen noch weiter zu nagen!

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