Das Nordlicht. Bd. 1-2

So bete mit mir, daß der Herr dich behüte,

Denn siehe, er liebt, was er leiderfüllt schuf. Umarme die Wände und küsse die Erde,

In der wir verborgen den Heiland erflehn,

Und wisse, noch ruht Christi folgsame Herde

In Grüften, um einstens erkürt zu erstehn!

OÖ wisse, wir können die Erde nicht schänden.

Sie haucht sich jungfräulich die Pestgeier weg.

Nach Kriegen und Aufruhr, nach gräßlichen Bränden Umgrünt sie, versteckt sie den schandhaften Fleck: Sie birgt uns in sich, da wir Rom noch zerstören, Die Stadt, die, wie Babylon, brunsterhitzt praßt; Doch mußt du dich erst gegen dich keusch empören, Bevor du das Übel im Heidentum haßt.

Die Urglut der Erde, die hier uns erkoren,

Das Fieber im Darme der Gier-Urbs zu sein, :

Hat auch unsern Heiland jungfräulich geboren

Und will, daß die Menschen zum Kreuze gedeihn!« In sich aber greift wohl der trostreiche Priester

Die Blutwacht des Zwiespaltes, der ihn bewegt:

Er beichtet, befragt sich und innerlich liest er

Dabei ein Gebot, das sein Wesen zerfegt.

Er schluchzt: »Mutter Gottes, du helles Gewissen, Du glühender Wunsch, der das Dunkel zerteilt,

Der Schmerz hat die Nebel der Seele zerrissen,

Und du hast mein furchtsames Herz dann geheilt! Maria, du liegst in unendlichen Wehen,

Du Erdmutter, Mutter! Du leidest in Gruben,

Im Schlunde der Urbs, die als Urgrund entstehen. Wir schwanken, uns schwindelt in wunschdumpfen Stuben, Wir irren und walten durch weltgraue Räume

Und sind nur die Wurzeln für Träume, für Bäume! Maria, auch du mußt dich einsam erkunden,

Wir wühlen für dich,%und wir schlagen dir Wunden, Wir wollen verschrumpfen, doch du sollst einst tagen

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